LL's most average Hybrid-Log
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Re: LL's most average Hybrid-Log
Tier! Hätte nicht gedacht, dass du es schaffst, umso mehr freue ich mich, dass du es geschafft hast!
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Re: LL's most average Hybrid-Log
Alter SchwedeAsmodäus hat geschrieben: zum Beitrag navigieren20. Jul 2025, 14:19GLG!Netzokhul hat geschrieben: zum Beitrag navigieren8. Dez 2024, 15:15
Wirst es zwar nicht schaffen drücke dir aber trotzdem die Daumen.![]()
IMG_5279.jpeg
Vielen Dank für das zahlreiche Daumen drücken von euch allen! Hat mir wirklich etwas bedeutet.
Wir sind jetzt auf dem Nachhauseweg, 1,5h Auto, danach werde ich mich nicht mehr bewegen können.
Gehe duschen und dann ist Bett, wo ich voraussichtlich auch bis morgen bleibe. Dann schreibe ich etwas ausführlicher (frühestens).
Meine allerherzlichsten Glückwünsche an die Crew vom Gletscher. Mein Hirn funktioniert kaum noch und ich habe es nur ganz rudimentär mal mitbekommen (werde alles nachlesen), aber ihr scheint richtig gerockt zu haben!!
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Re: LL's most average Hybrid-Log
Bärenstark, ich wünsche Beste Genesung 
Ich bin hart, unnachgiebig und unerbittlich
LOG: viewtopic.php?t=272
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Re: LL's most average Hybrid-Log
Wieviele Schritte waren das an dem ganzen Tag von Aufwachen bis Bett?
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Re: LL's most average Hybrid-Log
143.488HungrigerBiber hat geschrieben: zum Beitrag navigieren20. Jul 2025, 22:03 Wieviele Schritte waren das an dem ganzen Tag von Aufwachen bis Bett?
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Re: LL's most average Hybrid-Log
So, wie versprochen, versuche ich mich an einem möglichst ausführlichen Bericht zum Mammutmarsch. Ich versuche auf möglichst viel einzugehen, wird also wahrscheinlich viel Text.
Kurzer Disclaimer vorab: Der Bericht basiert hauptsächlich auf Sprachmemos, die ich zwischendurch gemacht habe. Durch die Schlaflosigkeit und die Belastung schaltet (zumindest bei mir) das Gehirn irgendwann aus. Ich könnte aus dem Gedächtnis nicht wirklich präzise wiedergeben was wann passiert ist. Zudem würde es komplett durcheinander laufen, daher versuche ich es so.
Zeit im Vorfeld & Anreise
Unruhige Nacht im Vorfeld. Sehr angespannt gewesen und großen Respekt bzw. Angst vor dem, was kommt. Das war für mich aber in Ordnung. Habe mich nicht davon kontrollieren lassen und finde es auch nichts schlimmes, das transparent zu beschreiben. Vor großen, außergewöhnlichen Aufgaben darf man Respekt/Angst haben meiner Ansicht nach. Man darf sich dem nur nicht hingeben und zögern. Wetterbericht hat angezeigt, dass es definitiv regnen soll - nicht schön, aber auch nicht änderbar.
Gewicht am Morgen - 89,2kg - loaded and bloated
Gewicht Rucksack - 8kg
Anreise verlief gut und ereignislos. Kein Stau oder so. Einziger Kritikpunkt: Auf der Route gab es null Rastplätze. Wenn man - so wie ich - durchaus eine gewisse Nervosität vor solchen Veranstaltungen hat, die zu Harndrang führt, suboptimal. Habe ich aber schon schlimmer erlebt, war zu keinem Zeitpunkt brenzlig. Wir waren ca. anderthalb Stunden vor Start vor Ort, was wir auch so geplant hatten. Lieber mehr Freizeit im Vorlauf, als gestresst zu starten. Füße nochmal mit Hirschtalg eingeschmiert, letzte Handgriffe an der Ausrüstung, einen Kaffee getrunken und die ersten Gespräche mit anderen Mammuts geführt.
Schon hier ist uns aufgefallen: Sehr viele Leute, die das erste Mal einen 100er machen, aber im Gegensatz zu uns komplett ohne Vorbereitung da rein gehen.
Start bis VP1 bei KM13,6 (Distanz vom letzten VP - 13,6km)
Nach 1:30h hatten wir knapp 8,5km geschafft. Tempo war also sehr gut. Es war sehr warm und leicht schwül. Laune war sehr gut. Mein Mitstreiter hatte leichte Schmerzen im Knie, mir tat die Wade und Beinbizeps etwas weh, aber alles im Rahmen. Die Reihen waren noch sehr voll und man hatte ständig Leute um sich herum.
VP 1 hatten wir dann nach 2:28h erreicht.
Hier gab es Süßigkeiten zur Auswahl, Riegel, Gemüse und belegte Brote.
VP1 bis VP2 bei KM38,7 (Distanz vom letzten VP - 25,1km)
Nach 3:57h hatten wir 20km hinter uns. Tempo war immer noch gut. Zu dem Zeitpunkt haben wir ein Pärchen aus Berlin und zwei Polizisten (einer männlich, eine weiblich) kennengelernt, mit denen wir uns sehr gut verstanden haben. Ab dem Zeitpunkt waren wir ein Team, ich habe mich - meinem Naturell gemäß lautstark als Anführer unserer Gruppe ernannt. Humor und Gespräche sind bei solchen Märschen in meinen Augen sehr wichtig. Irgendwo hatten wir uns mal kurz hingesetzt, leider habe ich die Kilometerzahl nicht festgehalten. Zu dem Zeitpunkt sahen meine Füße optisch schon spannend aus, Schmerzen hielten sich aber noch in Grenzen, kein Problem.
Wann wir den VP erreicht hatten, habe ich leider ebenfalls nicht festgehalten. An dem VP haben uns auf jeden Fall zwei Freunde von Zuhause überrascht, die mit einem Schild am Rand standen. Wer hier länger mitliest, weiß, dass wir 2x im Jahr Wrestling-Abende machen, an denen wir alte WWE DVD's gucken und uns verkleiden. Auf dem Schild Stand "Team Hulkamaniac grüßt (unsere Namen) - viel Erfolg!" - sehr coole Aktion, die uns total gefreut hat!
Verpflegung gab es hier wieder Süßigkeiten, Kuchen, Gemüse und Couscous mit Pesto.
VP2 bis VP3 bei KM59,6 (Distanz vom letzten VP - 20,9km)
Um 22 Uhr, also nach 9,5h hatten wir 44km hinter uns. Tempo war also immer noch gut, da wir beim letzten VP ja auch ordentlich Pause gemacht hatten.
Das am letzten VP nachgefüllte Wasser hat einen äußerst komischen Geschmack gehabt - irgendwie nach Metall/Eisen und ich hatte Sorge, dass ich da Magen-Darm von bekomme. Ich habe also deutlich weniger getrunken und nur dann, wenn ich wirklich Durst hatte. Es war mir einfach zu gefährlich. Habe dann auch recht zeitig meine eine Dose Energy, die ich für die Nacht dabei hatte getrunken, um irgendwie Flüssigkeit zuzuführen, ohne Angst zu haben.
Unser Team war auf mittlerweile acht Personen angewachsen, da sich zwei weitere, jeweils für sich laufende Personen angeschlossen hatten. Das war absolut okay, da es nun auch dunkel wurde und langsam nach Regen aussah. Wir haben hier das gelebt, was den Mammut ausmacht - eine Gemeinschaft unter Fremden. Ein Team sein, auch wenn jeder sein ganz persönliches, eigenes Ding durchzieht. Ziel ganz klar, dass es jeder ins Ziel schafft. Ich persönlich war zu dem Zeitpunkt noch ziemlich fit, habe viel geredet, vor allem dummes Zeug, um die Moral in der Truppe (und natürlich auch meine eigene) hochzuhalten. Im "zivilen Leben" rede ich eher wenig, daher war es ein interessanter Kontrast zum normalen Leben.
Kurz nach 23 Uhr, ziemlich genau zur Wettervorhersage find es enorm an zu schauern. Also wirklich von jetzt auf gleich Vollgas Regen. Klar, man hatte es dem Himmel vorab angesehen, dass da etwas kommen wird, aber es ging dann doch brutal schnell. Ich hatte so einen Billo-ein-Euro-Poncho dabei. Zu unserem Glück waren wir gerade genau an einer Wasserstation, also kein richtiger VP, aber trotzdem so eine Art Checkpoint. Hier konnte ich das Ekelbert-Wasser wegkippen und neues, frisches Wasser nachfüllen.
Also schnellstmöglich den Poncho übergeworfen - der hat auch überraschend gut geholfen. Klar, die Beine wurden nass, aber der Oberkörper und die Hose sind weitestgehend trocken geblieben. Da wir hauptsächlich über Asphalt liefen und nicht durch hohes Gras oder so, blieben die Füße zum Glück auch recht trocken.
Vom Wasser-Checkpoint sind wir zu siebt weitergelaufen. Einer unserer Member wollte sich noch etwas ausruhen, weil er seiner Aussage nach mit Kreislauf zu kämpfen hatte. Ihn haben wir leider auch nicht mehr wiedergesehen. Ich vermute, er ist ausgestiegen.
Kurz nach dem Loslaufen haben die zwei Berliner uns die Info gegeben, dass Sie kurz Rast machen, Füße versorgen und Schmerzmittel einwerfen wollen. Wir sollten weitergehen. Da es zu dem Zeitpunkt auch stockdunkel war und aus Eimern geregnet hat, waren wir alle sehr froh darüber uns sind auch sofort weiter gestiefelt.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich deutlich langsamer werde als mein Kumpel. Der Polizist war schon länger vorgezogen, die Polizistin zurückgefallen.
Ich habe meinem Kumpel gesagt, er solle ruhig sein Tempo gehen, wir würden uns schon wiederfinden später. Das hat ihn irgendwie auch befreit und er ist dann schnell weggezogen. Ich war also vorerst mit einer der zuletzt zu uns gestoßenen Single-Läuferinnen alleine.
Die Reihen hatten sich hier schon grundsätzlich gelichtet. Man traf immer noch auf viele weitere Läufer, aber deutlich weniger als zu Beginn.
Hin und wieder standen Volunteers am Rande der Strecke und hatten Musik an. Einmal lief Eye of the Tiger von Rocky - geiler, motivierender Moment, der die Moral etwas gehoben hat! Es muss irgendwas um/nach Mitternacht rum gewesen sein.
Um halb zwei rum (ungefähr, ich habe die Uhrzeit leider nicht festgehalten) trafen wir am VP3 an. Dies war der gleiche Ort, wie schon VP2 - Schloss Hardenberg.
Hier haben wir bestimmt eine Stunde Rast gemacht.
Es gab die übliche Verpflegung und als warme Mahlzeit Nudeln mit Pesto. Hier habe ich dann auch angefangen Kaffee zu trinken.
Ein wirklich, wirklich schöner Moment hier war, dass 7/8 Membern unseres Teams sind nach und nach wieder zusammengefunden haben. Das hat wirklich jeden einzelnen total gefreut, sich mitten in der Nacht, im dunklen, nach dem Regenschauer wiederzusehen und zu wissen - es sind noch alle dabei (bis auf den einen).
Wir sind auch alle wieder zusammen los marschiert.
Ab hier wurde das Tempo deutlich langsamer, wie man auf dem nachfolgenden Screenshot erkennt (vorher grün, ab da blau)
VP3 bis VP4 bei KM76,9 (Distanz vom letzten VP - 17,3km)
Ich zitiere meine Memo von 3:53 Uhr: "Jo, wir sind jetzt bei KM68 gleich. Schon richtig räudig mittlerweile!"
Der erste Kilometer nach dem VP war noch in Ordnung, dann fing alles an weh zu tun - Füße, Hüfte und Beinbizeps am meisten. Durch die vielen An- und Abstiege hatte ich dauernd das Gefühl, dass mein Beinbizeps krampft. Da hat auch das Einnehmen der Elektrolyte an jedem VP nichts dran ändern können.
Ich habe auch nicht mehr viele Memos gemacht. Es war halt Nachts, dunkel und relativ kühl. Geredet wurde auch nicht mehr viel. Ich hab mir einmal kurz ein Goggins Video angehört, um ein bisschen Motivation zu tanken. Der Polizist war recht schnell vorgezogen. Die Berliner und mein Kumpel waren meistens 200-300m vor uns, immer in Sichtweite. Die eine Einzelkämpferin, ich und die Polizistin ganz am Schluss (von unserer Truppe aus gesehen). Die Polizistin hat leider sehr gelitten und auch kaum noch auf irgendwas reagiert, was man zu ihr gesagt hat. Ich habe versucht, sie bei der Stange zu halten, glaube aber, dass sie sich entschieden hatte aufzugeben. Sie hat es zwar nicht gesagt, irgendwann war sie aber weg. Das tat mir leid, irgendwie muss man aber dann auch auf sich selbst achten. Es hört sich banal an, aber zu diesem Zeitpunkt kann jeder Stopp, seien es nur 2-3 Minuten tödlich sein. Wir mussten in Bewegung bleiben.
Wiedergesehen haben wir sie leider auch später nicht mehr. Ich hoffe, sie hat es gepackt, glaube es ehrlich gesagt aber nicht.
VP4 haben wir dann um 6:29 Uhr erreicht. Hier habe ich auch erst die nächste Memo gemacht. Es war mittlerweile wieder hell, was psychologisch wertvoll war.
Auch wenn wir mit leichten Verzögerungen einzeln oder in kleinen Teams eingetroffen sind, waren hier wieder 5/8 Team Membern zusammen beim Pause machen.
Der sechste (der Polizist) war nicht mehr zu sehen. Ich bin mir aber sicher, dass der es gepackt haben wird. Der war einfach nur deutlich schneller als wir uns wahrscheinlich schon weitergezogen.
Übliche Verpflegung und als warme Mahlzeit Bockwurst in Toast, so Hot Dog mäßig mit Röstzwiebeln etc.
Zum Pause machen haben wir uns auf den Boden gelegt. Hat sich irgendwie angenehmer angefühlt als zu sitzen.
Hier habe ich dann auch das erste (und einzige) Mal die Socken gewechselt.
Eigentlich bin ich kein Freund davon, auf das folgende Thema einzugehen, aber ich möchte es trotzdem festhalten. Hier am VP habe ich mein Morgengeschäft verrichtet. Das schreibe ich auch nur nieder, weil es echt eine "reinigende" Wirkung hatte. Ich habe mich danach schlagartig viel besser gefühlt. Hat natürlich nicht lange gehalten, aber das war schon bemerkenswert, wie ich das wahrgenommen habe. Mehr möchte ich dazu auch nicht schreiben.
VP4 bis VP5 bei KM89,8 (Distanz vom letzten VP - 12,9km)
Wir alle fünf sind zusammen wieder losgezogen, dieses Mal war ich aber derjenige, der schnell etwas vorweg war. Ich habe zu dem Zeitpunkt auch Musik gehört und hatte keinen Bock mich zu unterhalten. Vielleicht interessant - ich hatte mir vorher eine Playlist mit pushenden Liedern zusammengestellt. Die habe ich aber nicht gehört. Gar keinen Bock auf aggressive Musik gehabt. Gehört habe ich klassische Musik (Wagner, Beethoven) und Filmmusik (Hans Zimmer etc.), also eher das Gegenteil von dem, was ich ursprünglich dachte zu brauchen.
Irgendwann bin ich langsamer geworden. Die Einzelkämpferin war schon eine ganze Zeit neben mir, die Berliner und mein Kumpel haben irgendwann auch aufgeschlossen. Mein Kumpel hat sich dann meinem Tempo angepasst, die Berliner sind vorgelaufen.
Irgendwann, ich schätze bei KM85 rum sind wir an einer Bank vorbeigekommen. Hier hat die Einzelkämpferin uns das Zeichen gegeben, dass wir alleine weitergehen sollen. Das haben wir auch getan.
VP5 (schon am Baldeneysee) haben wir um 9:55 Uhr erreicht. Die Berliner haben wir hier kurz wiedergesehen und abgeklatscht. Als wir ankamen, sind die weitergezogen.
Wir waren beide komplett offen zu dem Zeitpunkt. Wieder auf den Boden gelegt und den absolut leckeren Milchreis gelöffelt, den es gab. Ich habe mir Zimt und Banane drauf gehauen, das war wirklich ausgesprochen lecker!
Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir auch schon einen ordentlichen Wolf am Arsch, Innenschenkel und Übergang gelaufen. War ziemlich schmerzhaft. Bisschen Bepanthen drauf, aber war schon zu spät. Also Zähne zusammenbeißen.
Wieder ein Zitat meiner Memo: "Jetzt haben wir noch 10km, also zwei, zweieinhalb Stunden vor uns. Dann haben wir die Scheiße endlich geschafft! Dann mache ich drei Kreuze!".
VP5 bis Ziel bei KM100 (Distanz vom letzten VP - 10,2km)
10km - Easy peasy könnte man meinen. Aber nicht, wenn man schon 90km in den Knochen hat.
Dieser Abschnitt war echt nochmal die Hölle! Die Planner hatten sich hier auch nochmal einen Spaß erlaubt. Die ersten 1-2km ging es nur gerade am Baldeneysee entlang, dann wurde es ausschließlich (steil) bergig, sowohl bergauf, als auch bergab - ich glaube insgesamt nochmal 400HM. Hier war ich alleine unterwegs. Mein Kumpel und ich hatten uns kurz nach dem Loslaufen darauf verständigt, dass wir beide Musik hören wollen und jeder sein Tempo gehen möchte. Ich war deutlich langsamer als er. Wir würden uns schon wiedersehen, spätestens im Ziel.
Endgegner hin- oder her, diesen Teil fand ich persönlich ziemlich verantwortungslos. Die Anstiege waren zwar hart, lasse ich aber noch als "das ist der Endgegner gelten", da sie auf breiten Wegen stattfanden. Die Abstiege waren allerdings teilweise zugewachsene, verwurzelte und ungesicherte Singletrails. Nach 30 Stunden wach sein und 90km in den Knochen ist die Aufmerksamkeit eingeschränkt. Zum Glück hatte es nicht mehr geregnet, aber wenn da jemand abschmiert nach der Belastung würde mich das nicht überraschen. Und dann will dafür sicherlich niemand die Verantwortung tragen. Der Teil hat mich persönlich ziemlich wütend gemacht, muss ich offen sagen.
Nach irgendeinem Anstieg habe ich meinen Kumpel am Rand sitzen sehen. Ab hier sind wir dann wieder zusammen gelaufen und das ziemlich langsam. Die Kilometer auf der Uhr wurden gefühlt einfach nicht mehr. Wahrscheinlich habe ich aber auch alle zwei Minuten drauf geschaut.
Irgendwann wurde es dann urban und wir kamen wieder in die City. 2,5km vorm Ziel (was ja eigentlich nichts mehr ist), haben wir uns nochmal auf eine Bank gesetzt. Wir waren einfach komplett fertig! Wir haben dann aber gemerkt, dass es keinen Unterschied macht - sitzen tat genau so weh wie gehen. Also im Gänsemarsch weiter.
Irgendwann stand "noch 1,5km" gesprüht auf dem Boden. Und meine Fresse, können anderthalb Kilometer sich ziehen. Uns kamen die ersten Personen mit Medaillen entgegen, teilweise kannte man sich von unterwegs. Da habe ich dann nochmal etwas Motivation getankt, aber Tempo anziehen war nicht mehr drin.
Ich habe hierfür bestimmt nochmal 25-35 Minuten gebraucht.
Irgendwann war ich im Grugapark, wo auch das Ziel war. Vorher musste man aber nochmal ein paar Umwege innerhalb des Parkes gehen. Horror, ich sage es euch!
Der Zieleinlauf war ziemlich cool! Es waren viele Leute im im Zielbereich, die einem zugejubelt und geklatscht haben. Das hat sich sehr schön angefühlt. Auch die Volunteers, ohne die das alles gar nicht möglich wäre, haben gut Alarm gemacht. Das war wirklich ein schöner Moment - wir hatten es geschafft!
Ebenfalls wirklich schön - die Berliner hatten im Ziel auf uns gewartet und uns zugejubelt. Nach dem Marsch haben wir noch Handynummern ausgetauscht und ein Bild zusammen gemacht. Da haben wir echt coole Leute kennengelernt!
Zeit in Bewegung waren übrigens 20:14h. Durchschnittliche Geschwindigkeit in Bewegung 5,1km/h
The Aftermath
Durch Ziel, haben wir erstmal die Stempel und Patches geholt, die uns zustanden. Freibier geschnappt, Bilder gemacht und dann erstmal Schuhe aus!
Es war nicht dran zu denken, sofort zum Auto zu gehen, also erstmal (bestimmt) ne dreiviertel Stunde nur auf dem Boden gelegen.
Danach aufzustehen war natürlich - genau so wie der Weg zum Auto, eine einzige Katastrophe.
Auf dem Weg zum Auto kam uns die Einzelkämpferin auf Ihrem Zieleinlauf entgegen, die bei KM85 eine Pause gemacht hatte. Schön zu sehen, dass auch sie gebissen hat! So wussten wir immerhin von 5/8 "Team Membern", dass sie das große Ziel erreicht hatten!
Nach anderthalb Stunden Fahrt konnte ich kaum aus dem Auto aussteigen.
Ich bin dann duschen und gegen 16 Uhr direkt ins Bett. Um 19 Uhr für zwei Stunden wach geworden und ein bisschen was gegessen. Um 21 Uhr wieder ins Bett und bis 7 Uhr heute Morgen geschlafen. Der Schlaf war sehr unruhig, jede Drehung tat weh und ich habe das ganze Bett nass geschwitzt. Der Körper hat also ordentlich gearbeitet. Das kenne ich sonst nur vom Krank sein, oder wenn ich (wie auf Malle) mehrere Tage durchgesoffen habe.
Vorher/Nachher sah ungefähr so aus:
Heute geht es mir gut, aber leichte Schmerzen habe ich noch.
Gewicht heute übrigens 85,7kg, also 3,5kg leichter als am Samstag Morgen.
Hätte ich irgendetwas anders gemacht: Jein - ich hätte weniger eigene Verpflegung eingepackt. Das wären vielleicht nur 0,5kg gewesen, was aber auf 100km etwas ausmacht. Außerdem hätte ich mich mehr zwingen müssen, mich an den VP's zu dehnen. Ansonsten fällt mir nicht viel mehr ein, was ich hätte anders machen können.
Glaube auch nicht, dass ich dadurch 2h schneller gewesen wäre oder es mir deutlich einfacher gefallen wäre. Am Ende habe ich es geschafft, was zählt und worauf ich stolz bin!
Wie geht es weiter?
Meine 10k Schritt Serie wird heute defintiv reißen, damit bin ich aber okay.
Die Fressmaschine ist noch nicht angesprungen, ich habe bisher nur zwei Brötchen gegessen. Sobald der Körper aber nach Kalorien verlangt, werde ich sie ihm auch geben und zwar ohne Limit und ohne darauf zu achten, was es ist. Ich werde einfach das essen, worauf ich Hunger habe in der Menge auf die ich Hunger habe.
Ich werde mich (mindestens) eine Woche zu einer Sportpause zwingen und auch keine 10k Schritte zu machen, vielleicht sogar zwei.
Die letzten 5 Wochen waren enorm - KW24 71km Wandern, KW26 Goggins Challenge, KW29 100km Wandern. Zusätzlich das intensive Krafttraining.
In meiner Welt ist mehr Input immer auch gleich mehr Output und ich möchte am liebsten immer und dauerhaft Progression erzielen. Dazu gehört es aber auch zu erkennen, wann es wichtig ist, mal einen Gang zurück zu schalten. Da mir in den letzten Tagen der Beinbizeps und die Waden immer mal wieder weh taten ist dieser Zeitpunkt denke ich genau jetzt.
Vielleicht ein bisschen lockeres OK Training, aber die Beine brauchen definitiv jetzt etwas Erholung.
Mein nächstes Ziel im Ausdauerbereich ist nun ein 50km Trailrun. Eine Strecke mit 880HM habe ich mir schon gebastelt Ich habe dafür auch eine Zielzeit, die möchte ich aber aktuell nicht kommunizieren. Wäre schön, wenn ich das noch in diesem Jahr packen würde.
Wandern steht nun erstmal nicht mehr auf der Agenda, zumindest nicht zielgerichtet.
Beim Krafttraining stehen noch die 250 Heben und 140 Bank auf dem Zielplan. Davon bin ich aktuell noch ein gutes Stück entfernt.
So, ein Haufen Text. Keine Ahnung, ob überhaupt jemand den ganzen Salmon hier liest, aber ich bin sicherlich froh, irgendwann nochmal über meinen eigenen, detaillierten Bericht drüber zu schauen.
Kurzer Disclaimer vorab: Der Bericht basiert hauptsächlich auf Sprachmemos, die ich zwischendurch gemacht habe. Durch die Schlaflosigkeit und die Belastung schaltet (zumindest bei mir) das Gehirn irgendwann aus. Ich könnte aus dem Gedächtnis nicht wirklich präzise wiedergeben was wann passiert ist. Zudem würde es komplett durcheinander laufen, daher versuche ich es so.
Zeit im Vorfeld & Anreise
Unruhige Nacht im Vorfeld. Sehr angespannt gewesen und großen Respekt bzw. Angst vor dem, was kommt. Das war für mich aber in Ordnung. Habe mich nicht davon kontrollieren lassen und finde es auch nichts schlimmes, das transparent zu beschreiben. Vor großen, außergewöhnlichen Aufgaben darf man Respekt/Angst haben meiner Ansicht nach. Man darf sich dem nur nicht hingeben und zögern. Wetterbericht hat angezeigt, dass es definitiv regnen soll - nicht schön, aber auch nicht änderbar.
Gewicht am Morgen - 89,2kg - loaded and bloated
Gewicht Rucksack - 8kg
Anreise verlief gut und ereignislos. Kein Stau oder so. Einziger Kritikpunkt: Auf der Route gab es null Rastplätze. Wenn man - so wie ich - durchaus eine gewisse Nervosität vor solchen Veranstaltungen hat, die zu Harndrang führt, suboptimal. Habe ich aber schon schlimmer erlebt, war zu keinem Zeitpunkt brenzlig. Wir waren ca. anderthalb Stunden vor Start vor Ort, was wir auch so geplant hatten. Lieber mehr Freizeit im Vorlauf, als gestresst zu starten. Füße nochmal mit Hirschtalg eingeschmiert, letzte Handgriffe an der Ausrüstung, einen Kaffee getrunken und die ersten Gespräche mit anderen Mammuts geführt.
Schon hier ist uns aufgefallen: Sehr viele Leute, die das erste Mal einen 100er machen, aber im Gegensatz zu uns komplett ohne Vorbereitung da rein gehen.
Start bis VP1 bei KM13,6 (Distanz vom letzten VP - 13,6km)
Nach 1:30h hatten wir knapp 8,5km geschafft. Tempo war also sehr gut. Es war sehr warm und leicht schwül. Laune war sehr gut. Mein Mitstreiter hatte leichte Schmerzen im Knie, mir tat die Wade und Beinbizeps etwas weh, aber alles im Rahmen. Die Reihen waren noch sehr voll und man hatte ständig Leute um sich herum.
VP 1 hatten wir dann nach 2:28h erreicht.
Hier gab es Süßigkeiten zur Auswahl, Riegel, Gemüse und belegte Brote.
VP1 bis VP2 bei KM38,7 (Distanz vom letzten VP - 25,1km)
Nach 3:57h hatten wir 20km hinter uns. Tempo war immer noch gut. Zu dem Zeitpunkt haben wir ein Pärchen aus Berlin und zwei Polizisten (einer männlich, eine weiblich) kennengelernt, mit denen wir uns sehr gut verstanden haben. Ab dem Zeitpunkt waren wir ein Team, ich habe mich - meinem Naturell gemäß lautstark als Anführer unserer Gruppe ernannt. Humor und Gespräche sind bei solchen Märschen in meinen Augen sehr wichtig. Irgendwo hatten wir uns mal kurz hingesetzt, leider habe ich die Kilometerzahl nicht festgehalten. Zu dem Zeitpunkt sahen meine Füße optisch schon spannend aus, Schmerzen hielten sich aber noch in Grenzen, kein Problem.
Wann wir den VP erreicht hatten, habe ich leider ebenfalls nicht festgehalten. An dem VP haben uns auf jeden Fall zwei Freunde von Zuhause überrascht, die mit einem Schild am Rand standen. Wer hier länger mitliest, weiß, dass wir 2x im Jahr Wrestling-Abende machen, an denen wir alte WWE DVD's gucken und uns verkleiden. Auf dem Schild Stand "Team Hulkamaniac grüßt (unsere Namen) - viel Erfolg!" - sehr coole Aktion, die uns total gefreut hat!
Verpflegung gab es hier wieder Süßigkeiten, Kuchen, Gemüse und Couscous mit Pesto.
VP2 bis VP3 bei KM59,6 (Distanz vom letzten VP - 20,9km)
Um 22 Uhr, also nach 9,5h hatten wir 44km hinter uns. Tempo war also immer noch gut, da wir beim letzten VP ja auch ordentlich Pause gemacht hatten.
Das am letzten VP nachgefüllte Wasser hat einen äußerst komischen Geschmack gehabt - irgendwie nach Metall/Eisen und ich hatte Sorge, dass ich da Magen-Darm von bekomme. Ich habe also deutlich weniger getrunken und nur dann, wenn ich wirklich Durst hatte. Es war mir einfach zu gefährlich. Habe dann auch recht zeitig meine eine Dose Energy, die ich für die Nacht dabei hatte getrunken, um irgendwie Flüssigkeit zuzuführen, ohne Angst zu haben.
Unser Team war auf mittlerweile acht Personen angewachsen, da sich zwei weitere, jeweils für sich laufende Personen angeschlossen hatten. Das war absolut okay, da es nun auch dunkel wurde und langsam nach Regen aussah. Wir haben hier das gelebt, was den Mammut ausmacht - eine Gemeinschaft unter Fremden. Ein Team sein, auch wenn jeder sein ganz persönliches, eigenes Ding durchzieht. Ziel ganz klar, dass es jeder ins Ziel schafft. Ich persönlich war zu dem Zeitpunkt noch ziemlich fit, habe viel geredet, vor allem dummes Zeug, um die Moral in der Truppe (und natürlich auch meine eigene) hochzuhalten. Im "zivilen Leben" rede ich eher wenig, daher war es ein interessanter Kontrast zum normalen Leben.
Kurz nach 23 Uhr, ziemlich genau zur Wettervorhersage find es enorm an zu schauern. Also wirklich von jetzt auf gleich Vollgas Regen. Klar, man hatte es dem Himmel vorab angesehen, dass da etwas kommen wird, aber es ging dann doch brutal schnell. Ich hatte so einen Billo-ein-Euro-Poncho dabei. Zu unserem Glück waren wir gerade genau an einer Wasserstation, also kein richtiger VP, aber trotzdem so eine Art Checkpoint. Hier konnte ich das Ekelbert-Wasser wegkippen und neues, frisches Wasser nachfüllen.
Also schnellstmöglich den Poncho übergeworfen - der hat auch überraschend gut geholfen. Klar, die Beine wurden nass, aber der Oberkörper und die Hose sind weitestgehend trocken geblieben. Da wir hauptsächlich über Asphalt liefen und nicht durch hohes Gras oder so, blieben die Füße zum Glück auch recht trocken.
Vom Wasser-Checkpoint sind wir zu siebt weitergelaufen. Einer unserer Member wollte sich noch etwas ausruhen, weil er seiner Aussage nach mit Kreislauf zu kämpfen hatte. Ihn haben wir leider auch nicht mehr wiedergesehen. Ich vermute, er ist ausgestiegen.
Kurz nach dem Loslaufen haben die zwei Berliner uns die Info gegeben, dass Sie kurz Rast machen, Füße versorgen und Schmerzmittel einwerfen wollen. Wir sollten weitergehen. Da es zu dem Zeitpunkt auch stockdunkel war und aus Eimern geregnet hat, waren wir alle sehr froh darüber uns sind auch sofort weiter gestiefelt.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich deutlich langsamer werde als mein Kumpel. Der Polizist war schon länger vorgezogen, die Polizistin zurückgefallen.
Ich habe meinem Kumpel gesagt, er solle ruhig sein Tempo gehen, wir würden uns schon wiederfinden später. Das hat ihn irgendwie auch befreit und er ist dann schnell weggezogen. Ich war also vorerst mit einer der zuletzt zu uns gestoßenen Single-Läuferinnen alleine.
Die Reihen hatten sich hier schon grundsätzlich gelichtet. Man traf immer noch auf viele weitere Läufer, aber deutlich weniger als zu Beginn.
Hin und wieder standen Volunteers am Rande der Strecke und hatten Musik an. Einmal lief Eye of the Tiger von Rocky - geiler, motivierender Moment, der die Moral etwas gehoben hat! Es muss irgendwas um/nach Mitternacht rum gewesen sein.
Um halb zwei rum (ungefähr, ich habe die Uhrzeit leider nicht festgehalten) trafen wir am VP3 an. Dies war der gleiche Ort, wie schon VP2 - Schloss Hardenberg.
Hier haben wir bestimmt eine Stunde Rast gemacht.
Es gab die übliche Verpflegung und als warme Mahlzeit Nudeln mit Pesto. Hier habe ich dann auch angefangen Kaffee zu trinken.
Ein wirklich, wirklich schöner Moment hier war, dass 7/8 Membern unseres Teams sind nach und nach wieder zusammengefunden haben. Das hat wirklich jeden einzelnen total gefreut, sich mitten in der Nacht, im dunklen, nach dem Regenschauer wiederzusehen und zu wissen - es sind noch alle dabei (bis auf den einen).
Wir sind auch alle wieder zusammen los marschiert.
Ab hier wurde das Tempo deutlich langsamer, wie man auf dem nachfolgenden Screenshot erkennt (vorher grün, ab da blau)
VP3 bis VP4 bei KM76,9 (Distanz vom letzten VP - 17,3km)
Ich zitiere meine Memo von 3:53 Uhr: "Jo, wir sind jetzt bei KM68 gleich. Schon richtig räudig mittlerweile!"
Der erste Kilometer nach dem VP war noch in Ordnung, dann fing alles an weh zu tun - Füße, Hüfte und Beinbizeps am meisten. Durch die vielen An- und Abstiege hatte ich dauernd das Gefühl, dass mein Beinbizeps krampft. Da hat auch das Einnehmen der Elektrolyte an jedem VP nichts dran ändern können.
Ich habe auch nicht mehr viele Memos gemacht. Es war halt Nachts, dunkel und relativ kühl. Geredet wurde auch nicht mehr viel. Ich hab mir einmal kurz ein Goggins Video angehört, um ein bisschen Motivation zu tanken. Der Polizist war recht schnell vorgezogen. Die Berliner und mein Kumpel waren meistens 200-300m vor uns, immer in Sichtweite. Die eine Einzelkämpferin, ich und die Polizistin ganz am Schluss (von unserer Truppe aus gesehen). Die Polizistin hat leider sehr gelitten und auch kaum noch auf irgendwas reagiert, was man zu ihr gesagt hat. Ich habe versucht, sie bei der Stange zu halten, glaube aber, dass sie sich entschieden hatte aufzugeben. Sie hat es zwar nicht gesagt, irgendwann war sie aber weg. Das tat mir leid, irgendwie muss man aber dann auch auf sich selbst achten. Es hört sich banal an, aber zu diesem Zeitpunkt kann jeder Stopp, seien es nur 2-3 Minuten tödlich sein. Wir mussten in Bewegung bleiben.
Wiedergesehen haben wir sie leider auch später nicht mehr. Ich hoffe, sie hat es gepackt, glaube es ehrlich gesagt aber nicht.
VP4 haben wir dann um 6:29 Uhr erreicht. Hier habe ich auch erst die nächste Memo gemacht. Es war mittlerweile wieder hell, was psychologisch wertvoll war.
Auch wenn wir mit leichten Verzögerungen einzeln oder in kleinen Teams eingetroffen sind, waren hier wieder 5/8 Team Membern zusammen beim Pause machen.
Der sechste (der Polizist) war nicht mehr zu sehen. Ich bin mir aber sicher, dass der es gepackt haben wird. Der war einfach nur deutlich schneller als wir uns wahrscheinlich schon weitergezogen.
Übliche Verpflegung und als warme Mahlzeit Bockwurst in Toast, so Hot Dog mäßig mit Röstzwiebeln etc.
Zum Pause machen haben wir uns auf den Boden gelegt. Hat sich irgendwie angenehmer angefühlt als zu sitzen.
Hier habe ich dann auch das erste (und einzige) Mal die Socken gewechselt.
Eigentlich bin ich kein Freund davon, auf das folgende Thema einzugehen, aber ich möchte es trotzdem festhalten. Hier am VP habe ich mein Morgengeschäft verrichtet. Das schreibe ich auch nur nieder, weil es echt eine "reinigende" Wirkung hatte. Ich habe mich danach schlagartig viel besser gefühlt. Hat natürlich nicht lange gehalten, aber das war schon bemerkenswert, wie ich das wahrgenommen habe. Mehr möchte ich dazu auch nicht schreiben.
VP4 bis VP5 bei KM89,8 (Distanz vom letzten VP - 12,9km)
Wir alle fünf sind zusammen wieder losgezogen, dieses Mal war ich aber derjenige, der schnell etwas vorweg war. Ich habe zu dem Zeitpunkt auch Musik gehört und hatte keinen Bock mich zu unterhalten. Vielleicht interessant - ich hatte mir vorher eine Playlist mit pushenden Liedern zusammengestellt. Die habe ich aber nicht gehört. Gar keinen Bock auf aggressive Musik gehabt. Gehört habe ich klassische Musik (Wagner, Beethoven) und Filmmusik (Hans Zimmer etc.), also eher das Gegenteil von dem, was ich ursprünglich dachte zu brauchen.
Irgendwann bin ich langsamer geworden. Die Einzelkämpferin war schon eine ganze Zeit neben mir, die Berliner und mein Kumpel haben irgendwann auch aufgeschlossen. Mein Kumpel hat sich dann meinem Tempo angepasst, die Berliner sind vorgelaufen.
Irgendwann, ich schätze bei KM85 rum sind wir an einer Bank vorbeigekommen. Hier hat die Einzelkämpferin uns das Zeichen gegeben, dass wir alleine weitergehen sollen. Das haben wir auch getan.
VP5 (schon am Baldeneysee) haben wir um 9:55 Uhr erreicht. Die Berliner haben wir hier kurz wiedergesehen und abgeklatscht. Als wir ankamen, sind die weitergezogen.
Wir waren beide komplett offen zu dem Zeitpunkt. Wieder auf den Boden gelegt und den absolut leckeren Milchreis gelöffelt, den es gab. Ich habe mir Zimt und Banane drauf gehauen, das war wirklich ausgesprochen lecker!
Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir auch schon einen ordentlichen Wolf am Arsch, Innenschenkel und Übergang gelaufen. War ziemlich schmerzhaft. Bisschen Bepanthen drauf, aber war schon zu spät. Also Zähne zusammenbeißen.
Wieder ein Zitat meiner Memo: "Jetzt haben wir noch 10km, also zwei, zweieinhalb Stunden vor uns. Dann haben wir die Scheiße endlich geschafft! Dann mache ich drei Kreuze!".
VP5 bis Ziel bei KM100 (Distanz vom letzten VP - 10,2km)
10km - Easy peasy könnte man meinen. Aber nicht, wenn man schon 90km in den Knochen hat.
Dieser Abschnitt war echt nochmal die Hölle! Die Planner hatten sich hier auch nochmal einen Spaß erlaubt. Die ersten 1-2km ging es nur gerade am Baldeneysee entlang, dann wurde es ausschließlich (steil) bergig, sowohl bergauf, als auch bergab - ich glaube insgesamt nochmal 400HM. Hier war ich alleine unterwegs. Mein Kumpel und ich hatten uns kurz nach dem Loslaufen darauf verständigt, dass wir beide Musik hören wollen und jeder sein Tempo gehen möchte. Ich war deutlich langsamer als er. Wir würden uns schon wiedersehen, spätestens im Ziel.
Endgegner hin- oder her, diesen Teil fand ich persönlich ziemlich verantwortungslos. Die Anstiege waren zwar hart, lasse ich aber noch als "das ist der Endgegner gelten", da sie auf breiten Wegen stattfanden. Die Abstiege waren allerdings teilweise zugewachsene, verwurzelte und ungesicherte Singletrails. Nach 30 Stunden wach sein und 90km in den Knochen ist die Aufmerksamkeit eingeschränkt. Zum Glück hatte es nicht mehr geregnet, aber wenn da jemand abschmiert nach der Belastung würde mich das nicht überraschen. Und dann will dafür sicherlich niemand die Verantwortung tragen. Der Teil hat mich persönlich ziemlich wütend gemacht, muss ich offen sagen.
Nach irgendeinem Anstieg habe ich meinen Kumpel am Rand sitzen sehen. Ab hier sind wir dann wieder zusammen gelaufen und das ziemlich langsam. Die Kilometer auf der Uhr wurden gefühlt einfach nicht mehr. Wahrscheinlich habe ich aber auch alle zwei Minuten drauf geschaut.
Irgendwann wurde es dann urban und wir kamen wieder in die City. 2,5km vorm Ziel (was ja eigentlich nichts mehr ist), haben wir uns nochmal auf eine Bank gesetzt. Wir waren einfach komplett fertig! Wir haben dann aber gemerkt, dass es keinen Unterschied macht - sitzen tat genau so weh wie gehen. Also im Gänsemarsch weiter.
Irgendwann stand "noch 1,5km" gesprüht auf dem Boden. Und meine Fresse, können anderthalb Kilometer sich ziehen. Uns kamen die ersten Personen mit Medaillen entgegen, teilweise kannte man sich von unterwegs. Da habe ich dann nochmal etwas Motivation getankt, aber Tempo anziehen war nicht mehr drin.
Ich habe hierfür bestimmt nochmal 25-35 Minuten gebraucht.
Irgendwann war ich im Grugapark, wo auch das Ziel war. Vorher musste man aber nochmal ein paar Umwege innerhalb des Parkes gehen. Horror, ich sage es euch!
Der Zieleinlauf war ziemlich cool! Es waren viele Leute im im Zielbereich, die einem zugejubelt und geklatscht haben. Das hat sich sehr schön angefühlt. Auch die Volunteers, ohne die das alles gar nicht möglich wäre, haben gut Alarm gemacht. Das war wirklich ein schöner Moment - wir hatten es geschafft!
Ebenfalls wirklich schön - die Berliner hatten im Ziel auf uns gewartet und uns zugejubelt. Nach dem Marsch haben wir noch Handynummern ausgetauscht und ein Bild zusammen gemacht. Da haben wir echt coole Leute kennengelernt!
Zeit in Bewegung waren übrigens 20:14h. Durchschnittliche Geschwindigkeit in Bewegung 5,1km/h
The Aftermath
Durch Ziel, haben wir erstmal die Stempel und Patches geholt, die uns zustanden. Freibier geschnappt, Bilder gemacht und dann erstmal Schuhe aus!
Es war nicht dran zu denken, sofort zum Auto zu gehen, also erstmal (bestimmt) ne dreiviertel Stunde nur auf dem Boden gelegen.
Danach aufzustehen war natürlich - genau so wie der Weg zum Auto, eine einzige Katastrophe.
Auf dem Weg zum Auto kam uns die Einzelkämpferin auf Ihrem Zieleinlauf entgegen, die bei KM85 eine Pause gemacht hatte. Schön zu sehen, dass auch sie gebissen hat! So wussten wir immerhin von 5/8 "Team Membern", dass sie das große Ziel erreicht hatten!
Nach anderthalb Stunden Fahrt konnte ich kaum aus dem Auto aussteigen.
Ich bin dann duschen und gegen 16 Uhr direkt ins Bett. Um 19 Uhr für zwei Stunden wach geworden und ein bisschen was gegessen. Um 21 Uhr wieder ins Bett und bis 7 Uhr heute Morgen geschlafen. Der Schlaf war sehr unruhig, jede Drehung tat weh und ich habe das ganze Bett nass geschwitzt. Der Körper hat also ordentlich gearbeitet. Das kenne ich sonst nur vom Krank sein, oder wenn ich (wie auf Malle) mehrere Tage durchgesoffen habe.
Vorher/Nachher sah ungefähr so aus:
Heute geht es mir gut, aber leichte Schmerzen habe ich noch.
Gewicht heute übrigens 85,7kg, also 3,5kg leichter als am Samstag Morgen.
Hätte ich irgendetwas anders gemacht: Jein - ich hätte weniger eigene Verpflegung eingepackt. Das wären vielleicht nur 0,5kg gewesen, was aber auf 100km etwas ausmacht. Außerdem hätte ich mich mehr zwingen müssen, mich an den VP's zu dehnen. Ansonsten fällt mir nicht viel mehr ein, was ich hätte anders machen können.
Glaube auch nicht, dass ich dadurch 2h schneller gewesen wäre oder es mir deutlich einfacher gefallen wäre. Am Ende habe ich es geschafft, was zählt und worauf ich stolz bin!
Wie geht es weiter?
Meine 10k Schritt Serie wird heute defintiv reißen, damit bin ich aber okay.
Die Fressmaschine ist noch nicht angesprungen, ich habe bisher nur zwei Brötchen gegessen. Sobald der Körper aber nach Kalorien verlangt, werde ich sie ihm auch geben und zwar ohne Limit und ohne darauf zu achten, was es ist. Ich werde einfach das essen, worauf ich Hunger habe in der Menge auf die ich Hunger habe.
Ich werde mich (mindestens) eine Woche zu einer Sportpause zwingen und auch keine 10k Schritte zu machen, vielleicht sogar zwei.
Die letzten 5 Wochen waren enorm - KW24 71km Wandern, KW26 Goggins Challenge, KW29 100km Wandern. Zusätzlich das intensive Krafttraining.
In meiner Welt ist mehr Input immer auch gleich mehr Output und ich möchte am liebsten immer und dauerhaft Progression erzielen. Dazu gehört es aber auch zu erkennen, wann es wichtig ist, mal einen Gang zurück zu schalten. Da mir in den letzten Tagen der Beinbizeps und die Waden immer mal wieder weh taten ist dieser Zeitpunkt denke ich genau jetzt.
Vielleicht ein bisschen lockeres OK Training, aber die Beine brauchen definitiv jetzt etwas Erholung.
Mein nächstes Ziel im Ausdauerbereich ist nun ein 50km Trailrun. Eine Strecke mit 880HM habe ich mir schon gebastelt Ich habe dafür auch eine Zielzeit, die möchte ich aber aktuell nicht kommunizieren. Wäre schön, wenn ich das noch in diesem Jahr packen würde.
Wandern steht nun erstmal nicht mehr auf der Agenda, zumindest nicht zielgerichtet.
Beim Krafttraining stehen noch die 250 Heben und 140 Bank auf dem Zielplan. Davon bin ich aktuell noch ein gutes Stück entfernt.
So, ein Haufen Text. Keine Ahnung, ob überhaupt jemand den ganzen Salmon hier liest, aber ich bin sicherlich froh, irgendwann nochmal über meinen eigenen, detaillierten Bericht drüber zu schauen.
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Re: LL's most average Hybrid-Log
Vielen Dank für den Hammerbericht! Auch wenn es sich echt nicht nach Spaß angehört hat, wäre man irgendwie gerne mitgelaufen
.
Finde auch die detaillierten Einblicke in Deine Gedanken immer sehr interessant. Hast einfach generell eine tolle Haltung.
Chapeau!

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Re: LL's most average Hybrid-Log
Herzlichen Glückwunsch zur tollen sportlichen Leistung! Jetzt musst du den Mist nie wieder machen
Trail hört sich doch nach einem schönen Ziel an. Vielleicht schaffen wir es ja 2026 gemeinsam zum Sauerland-Trail

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Re: LL's most average Hybrid-Log
- Dankeschön!
- Glückwunsch!
- Respekt!
- Geiler Typ, srs! sowieso
Wünsche dir viel Erfolg bei den deinen zukünftigen Zielen.
Sehr spannend was du so machst und noch vorhast.
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Re: LL's most average Hybrid-Log
Danke für den tollen Bericht!
Was eine Qual!! Hammer die Leistung und ich finds auch richtig knorke wie ihr als Gruppe miteinander umgegangen seid. Du bist glaub echt n angenehmer Wanderkumpan!! Tolles Erlebnis sowas und auch wenn ich mir sowas niemals zumuten würde, irgendwie wär man echt gern dabei gewesen
gute Erholung!!
Was eine Qual!! Hammer die Leistung und ich finds auch richtig knorke wie ihr als Gruppe miteinander umgegangen seid. Du bist glaub echt n angenehmer Wanderkumpan!! Tolles Erlebnis sowas und auch wenn ich mir sowas niemals zumuten würde, irgendwie wär man echt gern dabei gewesen
LOGHöfer hat geschrieben: zum Beitrag navigieren18. Okt 2024, 18:55 Bei niedrigem Leistungsvermögen ist das machen wichtiger als das wie und was.
- Tobeass
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- Sportart: Hybrid
- Lieblingsübung: Im Kreis laufen
Re: LL's most average Hybrid-Log
Falls du noch eine Beschäftigung für sportfreie Tage suchst - empfehle ich Kurzgeschichten zu schreiben.
Finds spannend, dass du schon bei ~50km optisch ansprechende Füße hattest.
Einfach nur so schrumpelig oder schon Blasenbildung?
Auf jeden Fall sehr geiler Punkt im sportlichen Lebenslauf!
Gratuliere zum Finish!
Finds spannend, dass du schon bei ~50km optisch ansprechende Füße hattest.
Einfach nur so schrumpelig oder schon Blasenbildung?
Auf jeden Fall sehr geiler Punkt im sportlichen Lebenslauf!
Gratuliere zum Finish!
- Rhovan
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- Körpergewicht: 78
- Ich bin: dick bärtig u. nackt
Re: LL's most average Hybrid-Log
Vielen lieben dank für den ausführlichen Bericht und die Einblicke. Klar wird das gelesen, wir würden ja nicht in einem Forum Abhängen wenn wir nicht gerne lesen würden. Hat sich echt sehr gut lesen lassen, hast auf jeden fall ein Händchen fürs schreiben.
Ich bin ja auch schon ein bisschen Maschiert und gelaufen, aber 100km liegen soweit jenseits meiner Vorstellungskraft. Respekt.
Ich bin ja auch schon ein bisschen Maschiert und gelaufen, aber 100km liegen soweit jenseits meiner Vorstellungskraft. Respekt.

Mein Log: Laufbursche trifft Eisen: Mein Kraft- und Lauftraining
Tobeass hat geschrieben: zum Beitrag navigieren16. Jun 2025, 10:45 Es ist nun mal leider leichter es sich schwer zu machen, als es schwer ist, es sich leicht zu machen