All out ins Ungewisse - Race Report Berlin Half 2025
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Pünktlich eine halbe Stunde vor dem Wecker ging es am Race-Sonntag bereits um 6.30 Uhr für mich aus den Federn. Die 30 Minuten mehr waren aber auch genau richtig, um entspannt alle wichtigen Angelegenheiten der Morgenroutine absolvieren zu können. Nach einigen koffeinhaltigen Heißgetränken konnte die Verdauung ihren Lauf nehmen und danach mit zwei Bananen und einer Packung Sushi ca. 2 Stunden vor dem Beginn des Rennens eine gute Grundlage gelegt werden. Ich bin dann entspannt mit der S-Bahn drei Stationen Richtung Reichstagsgebäude gefahren. War alles noch super leer und unspektakulär, da habe ich aus Valencia gelernt. Man merkt einfach, dass Berlin eine Metropole ist und auf Events wie dieses mit ca. 44.000 Teilnehmern ausgelegt ist. Valencia würde ich dahingehend eher mit einer mittelgroßen deutschen Provinzstadt vergleichen, die vom Ansturm überrannt wird. Am Tag zuvor hatte ich mir noch einen 10 Euro Wegwerfpulli bei Decathlon besorgt, da es frische 4 Grad am Morgen waren, obwohl die Sonne schien und einen zwischendurch etwas aufwärmen konnte. Im Startbereich wurde man mehrfach kontrolliert und eingelassen. Dort herrschte bereits ausgelassene Stimmung. Viele Running Crews feuerten vor dem Eingang ordentlich an. Einige Gesichter kannte ich tatsächlich aus Düsseldorf und ging kurz Hallo sagen. Die 90 Minuten Wartezeit gingen eigentlich gut rum. Umgezogen und dann den Beutel mit der Wechselkleidung weggebracht. Durch einen langen Weg ging es über den Tiergarten Richtung Siegessäule, wo auch der Startbereich war.
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Die Stimmung wurde immer besser, was mit Sicherheit auch an den tollen Bedingungen lag. Sehr viele internationale Starter und alle top motiviert. In den A-Block kam man ab einem Zeitnachweis 1.28 und der B-Block ab einer 1.36. So waren um mich herum alles starke Läufer, die Gas geben wollten. Habe mich da echt wohlgefühlt und mir die Zeit bis zum Start mit Smalltalk vertrieben. Besonders viele Spanier, Italiener, Briten und Norweger sind mir aufgefallen. 10 Minuten vor dem Start gab es noch ein Hydrogel mit Koffein und es konnte losgehen.
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An den Splits kann man gut ablesen, dass ich wirklich keine Idee davon hatte, was wirklich möglich war. Der Runna Plan war abartig hart und ich musste mehrere Male nachjustieren, da mich die Vorgaben aus dem Leben geschossen haben. Ich wollte deshalb defensiv starten und einfach mal abwarten, wie sich das Tempo anfühlt. Die ersten zwei Kilometer in 4.18 und 4.17 waren dann allerdings so easy, dass ich fast automatisch schneller wurde. Ich fand einfach richtig gut in den Schritt und alles lief wie von selbst. Ich steigerte mich langsam auf die 4.10 Pace und zog diese durch, bis die Herzfrequenz etwas bedrohlich Richtung 180 kletterte. Das war ein Sweetspot, den ich nicht erreichen wollte, weshalb ich leicht auf 4.12 Pace korrigierte, was auch direkt wirkte. Der Kurs in Berlin ist einfach genial - schön flach und zumeist breite Straßen, auf denen man ordentlich Speed aufnehmen kann. Ich war mit den Teilnehmern um mich herum wie in einem Tunnel, den man hart durchballern musste. Nach den ersten 5 km habe ich eigentlich die ganze Zeit nur Leute eingesammelt, was ein gutes Gefühl war. Einigen Läufern begegnet man im Verlauf der Strecke immer mal wieder, was einem die Sicherheit gibt mit den starken Leuten auf Kurs zu sein. Bis Kilometer 16 war es angemessen anstrengend doch im Grunde völlig kontrolliert und entspannt. Danach bog man auf die große Prachtstraße Unter den Linden ein und lief erstmal vom Endziel Brandenburger Tor weg, was zu dem Zeitpunkt psychologisch etwas hart war. Durch Verpflegung und Wasser über den Nacken kippen waren die Kilometer 17-18 mit 4.15/4.16 etwas langsamer. Ich habe während des Rennens drei Hydrogels bei Kilometer 6, 11 und 17 genommen. Dabei bin ich einfach nach Körpergefühl und Intuition gegangen. Sobald ich das Gefühl bekam, dass es härter wird oder "leerer" zu sein, habe ich nachgelegt. Nach der letzten Station drehte ich nochmal voll auf und ballerte die letzten drei Kilometer mit Blick auf das Brandenburger Tor ohne Gnade herunter (4.06/4.03/4.03 Pace). Es war so ein geiles Gefühl zu wissen, dass die Sub 90 eigentlich schon im Sack war auf dem letzten Kilometer. Trotzdem wurde ich unsicher, als ich meine Uhr bei 1.28.xx sah und ich gerade erst durch das Brandenburger Tor schoss. Der Weg zur Ziellinie wirkte noch so weit und ich wollte die geile Zeit auf keinen Fall durch einen dummen Fehler riskieren, weshalb ich noch eine Schippe drauflegte und auf 3.45 Pace steigerte. Ich ging dann mit
1.29.21 als finaler Zeit durchs Ziel. Absolut geil und während 90% des Laufs hätte ich nie gedacht dabei anzukommen. Innerlich hatte ich mich bereits mit der Sub 92 arrangiert, aber die Beine gingen so gut und die Form war so geil, dass ich einfach durchballern musste. Ich bin die letzten 5 bzw. 10 km des Halbmarathons mit Abstand am schnellsten gelaufen. Ein richtig geiles Finish mit einem 10 km PR in 41.43!
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Kurz vor mir hat sich ein geiler Highperformer noch 100 Meter vor dem Ziel angekotzt und ist unbeirrt weitergelaufen, um die Zeit ins Ziel zu bringen. Der Typ kannte absolut nichts und ist dann im Ziel erstmal am Seitenrand für ein paar Minuten schlafen gegangen. Mit den Leuten um mich herum war es eine absolute Party! Wir waren alle um die 1.29 ins Ziel gegangen und feierten uns gegenseitig mit abklatschen und lauten "Ja, geil man!" Rufen. Auch die Medaille sah richtig gut aus. Danach noch den Moment genossen und realisiert, wie geil alles zusammengekommen ist. Ich bin 21,1 km in 4.12 Pace geballert und fühlte mich vollkommen ok. Alle harten Einheiten der letzten Monate hatten sich ausgezahlt - man bekommt einfach immer das, was man bereit ist reinzustecken.. und dann ist da eben noch der letzte Rest, den man nicht kontrollieren kann und wenn dann mal alles passt, explodiert es! Bin absolut hyped es vor allem Garmin gezeigt zu haben

Prognosen sind direkt im HM von 1.29 auf 1.27 und auf dem Marathon von 3.14 auf 3.09 gesprungen

Runna will jetzt auch auf einmal wieder, dass ich den Marathon in 3.06 laufe! Traue dem Braten nicht, aber bin gespannt, was dann bei A-Rennen in Düsseldorf so geht.
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