Ja, mehrere.
1. Senkung der glykolytischen Rate. Performancemäßig ist die Schonung der Glykogenspeicher für lange Ausdauerevents von zentraler Bedeutung, vor allem, da man nicht so viel nachlegen kann, wie man im Zweifelsfall verbraucht. Einen höheren Poweroutput bei deinem FATmax zu erreichen, kann hier von Nutzen sein, hängt aber immer von der Wettkampfdistanz ab.
2. Leute mit einem niedrigen KFA haben in der Regel Schwierigkeiten, Körperfett zunächst überhaupt zu mobilisieren (je niedriger der KFA, desto schwieriger ist es, FFAs aus dem Körperfett für die Energiebereitstellung überhaupt erstmal ins Blut zu bekommen). Wenn man dann in noch niedrigere %-Bereiche vorstoßen will (das kann aus unerschiedlichen Gründen für die Performance von Vorteil sein), sind Sessions mit "periodisierten Carbs" (wozu auch Nüchterntraining gehört) durchaus sinnvoll.
3. Für Personen mit einem relativ hohen KFA können Nüchternsessions auch von Relevanz sein. In der Regel haben diese Leute relativ hohe Konzentrationen von FFAs im Blut, können diese aber nicht oder kaum effizient verstoffwechseln, sondern bedienen sich vor allem der Glukose (also Glykogen aus den Muskeln oder Leberglykogen, das dann als Glukose im Blut landet). Normaleweise haben sie permanten einen hohen Blutzucker, weshalb der Körper permanent hauptsächlich Glukose verstoffwechselt. Sie produzieren dadurch auch bei sehr niedrigen Intensitäten schon erhöhte Laktatkonzentrationen (weil ihre glykolytische Rate so hoch ist), ihr respiratorischer Quotient (mit dem man in einer LD über eine Atemgasanalye berechnen kann, wie hoch der Anteil an Carbs und Fetten ist, der verstofwechselt wird, ist in der Regel nah 1,0). Normalerweise arbeiten diese Personen sich also sehr schnell durch ihre Carbs und "bonken" dann schnell, für sie kann es also performancemäßig auch recht sinnvoll sein, die Fähigkeit ihrer Muskelzellen/Mitochondrien überhaupt mal wieder in Richtung Beta-Oxidation zu bringen, ich meine das ist hier vor allem bedingt durch die Expression Gene für die beteilgten Enzyme.
Das sind schon mal 3 (und nein, ich bin nicht der Meinung, dass man durch Nüchterntraining einen akuten Vorteil bei irgendwelchen "Fatloss"-Strategien hat) ... und auch ansonsten wird die "Periodisierung von Kohlenhydraten im Training" von vielen Athleten und Coaches genutzt und ist auch immer noch Thema diverser Forschungsarbeiten.
That being said: Nein, ich bin nicht der Meinung, dass Nüchternsessions etwas für jeden sind. Athleten mit einem hohen Wochenvolumen trainieren in der Regel sowieso schon in einem relativen Energiedefizit, welches im Endeffekt dieselben Anpassungen hervorruft. Athleten, die er in die Kategorie "time crunched Athlete" fallen, können sich die Effekte aber z.B. gut zu Nutzen machen und anstatt einer 4 Std. langen Ausfahrt einfach mal 1 Std. nüchtern fahren (oder die 1. Stunde von 2 Std.).
Bei langen Ausfahrten (oder Läufen) sollte man sich auch meiner Meinung nach vepflegen ... ich sehe aber dennoch einen Sinn und Nutzen in der Periodisierung von Carbs, man muss nur wissen, wie und wann man solche Sachen im Training einsetzt. Sie von vornherein abzulehnen, ohne sich die Datenlage genauer anzusehen, ist mMn genauso falsch, wie sie als in Stein gemeißelte Theorie bei allen Einheiten quasireligiös umzusetzen.
Und ja, das führt alles nicht "akut" zu einer Leistungsverbesserung - da sind Carbs auch mMn unerlässlich - aber diese Strategien im Training einzusetzen, kann die Leistung "mit Carbs" beeinflussen, wenn es dann im Wettkampf (oder einer ähnlichen Situation) darauf ankommt.