Woche 41
(Hör -) Buch Nummer 41
Spiegel und Licht von Hilary Mantel (Spotify)
Regungslos verfolgt Cromwell die Hinrichtung der Königin, um dann mit den Siegern zu frühstücken. Der Sohn des Schmieds aus Putney taucht aus dem Blutbad des vergangenen Frühlings auf, um seinen Aufstieg zu Macht und Reichtum fortzusetzen. Zur selben Zeit gibt sich Henry VIII., der mehr und mehr zum unberechenbaren Gebieter wird, dem kurzlebigen Glück mit seiner dritten Königin hin, die schon bald bei der Geburt des lang ersehnten männlichen Thronfolgers sterben wird.
Cromwell kann sich nur auf seinen Verstand verlassen, denn er hat weder eine starke adlige Familie noch eine private Armee hinter sich. Der Kampf mit dem Papst und der katholischen Welt Europas droht England zu zerreißen. Da sind die religiösen Rebellen im eigenen Land und die Verräter aus den eigenen Reihen, die sich im Ausland mit den Feinden verbünden. Und da ist der König, den nichts so sehr interessiert wie die Sicherung der Thronfolge. Trotz alldem sieht der weitsichtige Cromwell ein neues England im Spiegel der Zukunft – und ist für diese Vision zu jedem Opfer bereit. Doch kann eine Nation oder eine Einzelperson ihre Vergangenheit abwerfen wie eine Schlange ihre Haut? Was wird er tun, wenn die Toten sich nicht abschütteln lassen, wenn der König ihm sein Vertrauen entzieht?
In ›Spiegel und Licht‹ zeichnet Hilary Mantel die letzten Lebensjahre des Thomas Cromwell nach und entwirft ein eindrucksvolles Porträt von Jäger und Gejagtem, von dem erbitterten Wettstreit zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen königlichem Willen und der Vision eines einfachen Mannes: der Vision einer modernen Nation, die sich durch Konflikt, Leidenschaft und Tapferkeit selbst erschafft.
Ein würdiger, wenn auch langer Abschluss der Tudor Trilogie von Mantel. Sie starb kurz nach Veröffentlichung des Buches, meine ich.
Die Reise ins Innere von Cromwell endet und man ist ihm so nah gekommen, ja zu ihm geworden wie selten in einem Werk. Daher ist es natürlich nachvollziehbar, dass Kritiker sich beschweren, dass Cromwell als "Held" bzw so sympathisch dargestellt wird, was er wohl nicht unbedingt war.
Die Geschichte ist bekannt, aber der Einblick in die Ränkespiele am Königshof und zwischen den europäischen Herrschern ist spannend, ebenso wie die Darstellung des Alltags und Lebens des mittelalterlichen Englands. Vieles, was ich zu den Vorgängern gesagt habe, gilt auch hier. Die unglaublich vielen Namen machen es teilweise schwer, sich zu erinnern und der Handlung komplett zu folgen. Hilfreich wäre die Info gewesen, dass Leute sowohl mit ihrem Namen als auch ihren Titel als Nachnamen nutzen können

also dann Cromwell bzw Essex. Das wurde mir teilweise erst später klar.
Aber alles in allem ein ordentliches und einprägsames Werk. Für Fans von Historischen Romanen eine klare Empfehlung, aber die Länge sollte man nicht scheuen.
Erschreckend ist, wie sehr Henry meinem ehemaligen Chef ähnelt
