DNF - Definitiv nicht Fit
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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Damit ich euch nicht zu lange auf die Folter spannen:
Bin mit Husten aufgewacht. War also leider krank und konnte nicht so schnell wie ich wollte. Es war trotzdem wunderschön und ich bin durchgelaufen. Bericht folgt, jetzt erst einmal Familien Zeit.
Bin mit Husten aufgewacht. War also leider krank und konnte nicht so schnell wie ich wollte. Es war trotzdem wunderschön und ich bin durchgelaufen. Bericht folgt, jetzt erst einmal Familien Zeit.
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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Herzlichen Glückwunsch! Freue mich für dich, dass du durchziehen konntest 

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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Mega
Du hast es geschafft und warst dabei. TOP
Du kannst wir stolz auf Dich sein


Glückwunsch


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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Und? Heute Ganzkörperschmerzen?
Mein Log viewtopic.php?p=470051#p470051
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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Eigentlich sollte verpflichtend spätestens nach 24h der Rennbericht abgeliefert werden!
Gilt auch für @Zotto
Gerade gesehen er hat zwischenzeitlich geliefert.
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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Herzlichen Glückwunsch!
Wie hart fandest Du es mental? Rein interessehalber natürlich
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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Gardasee Marathon 2025 Rennbericht
Renndaten:
Datum: 6. April 2025
Ort: Gardasee, Italien
Distanz: 42,20 km
Zielzeit: 4:22:47 (Brutto: 4:27:59)
Herzfrequenz: Ø 162 S/min, Max 178 S/min
Höhenmeter: 150m Aufstieg, 165m Abstieg
Vorbereitungsphase
Meine Marathon-Trainingsreise begann offiziell im November 2024 mit einem ambitionierten Ziel: Gardasee Marathon unter 4 Stunden.
Durch eine Achterbahnfahrt persönlicher Herausforderungen entwickelte sich dieser Trainingszyklus zu weit mehr als nur körperlicher Vorbereitung - er wurde zu einer Reise mentaler Widerstandsfähigkeit und Durchhaltevermögen.
Trainingsansatz
- Polarisiertes Training (80% locker, 20% intensiv)
- Progressive Distanzsteigerung
- Wöchentliche Longruns als Hundefahrtspiel
- Strategische Tempo-Einheiten
Wichtige Trainingskennzahlen
- Maximales Wochenvolumen: 84,6 km
- Längster Trainingslauf: 35,43 km
- Trainingspace-Zonen:
- Easy Runs: 7:00-8:00 min/km
- Marathon-Pace-Läufe: 5:41-5:50 min/km
- Tempoläufe: 5:10-5:30 min/km
- Herzfrequenzzonen:
- GA1 (65-75% HFmax): 126-146 S/min
- GA1/2 (75-85% HFmax): 146-165 S/min
- GA2 (85-95% HFmax): 165-184 S/min
Herausforderungen beim Training
Der Weg zum Marathon war nicht einfach und verlief nicht gradlinig:
- Mehrere Todesfälle in der Familie
- Depressionen, die zwischendrin hart zugeschlagen haben
- Krankheitsphasen, darunter eine leichte Erkältung und Verdauungsprobleme
- Voller Arbeits- und Familienplan
Renntag-Erlebnis Vor dem Rennen
Ich konnte vor Aufregung kaum schlafen. Um 05:45 Uhr klingelte der Wecker. Erst mal vier Toastbrote mit Nussnougatcreme reinzimmern mit einem Instantkaffee, der schmeckte wie dieser kleine bittere Stummel von einer Banane. Um 06:30 Uhr ging es dann Richtung Malcesine Zentrum. Um 07:15 Uhr legte die Fähre ab. Leicht überfüllt, aber jeder bekam einen Platz. Hier habe ich jemanden kennengelernt, der aus meiner Ecke kommt und ähnlich drauf ist wie ich. Allerdings hat er schon mehr als 10 Jahre Erfahrung. Schauen wir mal, wie sich das in der Zukunft entwickelt, vielleicht läuft man ja mal den einen oder anderen Wettkampf zusammen.
Nach 15 Minuten hielt die Fähre in Limone und tauschte die Marathonis gegen die Halbmarathonis aus. Jetzt nur noch 1 Stunde und 30 Minuten warten bis zum Startschuss. Durch ein bisschen Gequatsche mit meinem neuen Laufbuddy verging die Zeit auch recht schnell. Leider hatte ich mir nichts zu trinken mitgenommen, und auch vom Veranstalter war es am Start trocken.
Die letzten Tage wurde mir immer wieder bewusst, wie lang die Strecke ist. Ich meine, man konnte von Malcesine und von Limone jeweils den Start bzw. das Ziel sehen. Von Riva del Garda war weder noch zu sehen, und der Ort lag nicht mal auf der Hälfte.
Den Weg nach Malcesine sind wir mehrfach mit dem Auto gefahren, und immer wieder durfte ich mir den leichten Anstieg sowie die Kilometermarkierungen, die zum Ziel führen, ansehen.
Langsam kletterte die Sonne über die Bergkämme. Mit ihr stieg auch die Temperatur. Das Licht spiegelte sich im See und es sah aus wie ein Lichtspiel, das so nur die Natur zaubern kann.
Der Start und erste Kilometer
Beim Einreihen in den Blöcken konnte jeder schalten und walten, wie er wollte. Ich hatte mich zu der netten Dame mit dem 4:00-Fähnchen auf dem Rücken gesellt. Nachdem die Blöcke mit Absperrband versehen wurden, hat sie sich dann einen Block nach vorne gedrückt. Ich dachte, OK, dann eben Plan B, da ich ganz vorne am Band stand und die Blöcke 2 Minuten zeitversetzt starten sollten. Eigentlich gar nicht so schlecht - niemand, der vor einem herumstolpert. Da der Block, in dem ich war, langsamer ist als ich, sollte es perfekt sein. Der Profiblock startete, also noch 6 Minuten, bis mein Block startet. Von wegen... Als der Block B losgaloppierte, riss jemand das Flatterband weg, es wurde geschoben und geschubst. Somit hatte ich alle Vorteile am Start verspielt.
Los ging die Hetzjagd durch die engen Gassen von Limone. Hoch, runter, vorbei an Passanten, Radfahrern, Blumentöpfen, Hunden, Treppenstufen und tiefhängenden Ästen. Manchmal alleine, maximal jedoch zu dritt nebeneinander. Gerade bei den Anstiegen, die gar nicht mal so flach waren, brachen die meisten schon ein. Aufgrund der engen Gassen war auch ein Überholen nicht möglich.
Weiter durch die malerischen Olivenhaine - hier brachen auch einige vor mir ein, wo ich mir meinen Weg nach vorne durcharbeitete. Hier merkte ich schon, dass wenn ich über 175 HF gehe, ich husten muss. Also so stark husten, dass ich kaum mehr Luft bekam. So habe ich meinen neuen Laufbuddy ziehen lassen, der übrigens den Marathon in 3:57 schaffte.
Die ersten 21 Kilometer
Anschließend war es leicht abschüssig, wo man über einen freischwebenden Radweg direkt über dem Gardasee lief. Hier wurde es dank Instagram-Muttis auch noch einmal langsamer. Es gab sogar einige, die extra stehen blieben, um ein paar Bilder zu machen.
Dann ging es auf die Straße und immer wieder durch Tunnel - nun versagte das GPS endgültig. Tunnel und offene Flächen wechselten sich ab, sodass man immer wieder einen tollen Blick über den See und die umliegende Landschaft erhaschen konnte.
An der ersten Verpflegungsstation habe ich nichts abbekommen, die Becher waren leer, und eine riesige Menschentraube stand vor der Verpflegungsstation. Ein Teil der Verpflegungsstationen lag auch in einer Sackgasse, wo man quasi ein Stück zurückgehen musste, wenn man sich dort hineinverirrte. Nicht optimal, da ich vorher schon quasi trocken war.
An der zweiten Verpflegungsstation wartete ich, bis ich einen Becher mit Wasser eingeschenkt bekam. Die Hälfte konnte ich trinken, die andere wurde mir leider verschüttet.
In Riva del Garda waren einige Leute, die einen anfeuerten. Hier ging es direkt durch das Zentrum, am Schloss vorbei und weiter an der Strandpromenade entlang. Hier kam ein Wind direkt aus der Hölle. Gerade die, die keine Brillenträger waren, hatten hier echt Probleme.
Die Wende bei Arco
Weiter nach Norden Richtung Arco. Hier gab es einen interessanten Abschnitt, wo einem die Eliteläufer und die Block-A-Läufer auf einem höhergelegenen Weg entgegenkamen. Kurz vor einer Kehrtwende lag eine Matte, um zu verhindern, dass Leute abkürzten.
Zirka bei Kilometer 18 setzte übrigens dieser seltsame Schmerz ein, den Zotto so schön beschrieb. Nur leicht, doch er sollte mich nicht mehr loslassen und sich immer mehr intensivieren. Ungefähr dort griff ich versehentlich einen ISO-Becher anstatt Wasser. Gut, immerhin habe ich mal einen ganzen Becher zu trinken bekommen.
Oben in Arco beim Start der Halbmarathonis wurde noch einmal ordentlich geklatscht. Mein Magen hatte echt etwas gegrummelt, natürlich habe ich das ISO nicht so gut vertragen. Aber gut, alles drin geblieben, war zum Glück nur etwas unangenehm.
Die zweite Hälfte - der Kampf beginnt
Zurück nach Süden dem Fluss Sarca entlang war ich dann auf dem Weg, wo mir vor einer Stunde die Elite entgegenlief. Hier ging es noch über ein paar schöne Brücken und wieder an einer Strandpromenade. Hier wäre ich fast über einen alten Mann mit Krückstock, der mit seinem Hund die Brücke quasi absperrte, gefallen. Ich war da auch nicht der Einzige, der sich da fast langgemacht hat.
Auf dem Weg nach Torbole war meine Kamera voll. Hier ging es mir gesundheitlich auch immer schlechter. Ich habe versucht, immer kurz unter dem Husten zu laufen. Bei Kilometer 25 war ich ca. bei 165 HF angekommen. Jetzt war ich "nur" noch 7 Minuten hinter Plan. Aber durch meinen Husten war jetzt nichts mehr zu retten. Ich musste immer langsamer werden, um nicht dauerhaft husten zu müssen. Vom Kopf, muskulär und auch von den Gelenken her war alles in Ordnung bei mir, umso ärgerlicher, dass ich mich damit abfinden musste, eines meiner Ziele heute nicht zu erreichen. Wenigstens werde ich durchlaufen.
Die letzten 10 Kilometer - der Kampf wird härter
Schon vor Kilometer 30 lag jemand, der von den Sanitär umsorgt werden musste. Immer mehr Leute, auch schon vor der Hälfte, sind ins Gehen übergegangen. Spätestens bei Kilometer 35 waren einige, die am Wegesrand saßen und teilweise weinten oder vor Schmerzen das Gesicht verzogen. Die Sonne und auch der kalte Wind an den Promenaden und in den Tunneln forderten ihren Tribut.
Ich glaube, bei Kilometer 33 ging ein steiler Weg hinunter zum Strand. Den Flecken auf dem Boden nach zu urteilen, sind hier einige gestürzt. Ich machte langsam und merkte auch gleich, dass es eine gute Entscheidung war. Die Beine gaben ungewöhnlich nach, man konnte kaum gegenhalten, um nicht einzuknicken.
Der Anstieg nach Malcesine machte mir im Gegensatz zu dem, was ich dachte, keine Schwierigkeiten. Auf die Einfahrten musste man allerdings aufpassen, da sie ein ständiges scharfes Auf und Ab bedeuteten.
Zieleinlauf und Emotionen
Bei Kilometer 39 wusste ich, dass ich ankomme. Dies war einer der wenigen Momente in meinem Leben, wo ich wirklich stolz auf mich war. Tatsächlich genoss ich den einsetzenden Schmerz und war auch ein wenig traurig, dass es gleich vorbei sein würde. Mittlerweile war die Hustenschwelle bei 155 HF angekommen.
Am Ziel war die Stimmung riesig. Die Leute hielten selbstgemalte Schilder in die Luft, sie lasen die Namensschilder auf den Startnummern und riefen die Namen der Läufer. Hier ein paar der Schilder, die ich auf dem Weg sah und mir gemerkt habe: "U think this is Hard? Try Dating! <Rufnummer der Dame>", "You pay for this!", "DNF is not an Option" und mein Liebling: "lek, Kurwa, lek" wo eine Eidechse drauf gemalt war. Es gab auch eine Fähre, die teilweise die Marathonis begleitete. Kurz vor dem Ziel standen auch noch meine Lieben mit selbstgemachten Fähnchen.
Als ich nach dem Ziel dann ins Gehen überging, fingen meine Waden an, leicht zu krampfen, und auch die Rückseite meiner Beine begann ein Eigenleben. Erst mal die Medaille umhängen lassen und die Taschen vollstopfen in der Fressmeile. Da ich kein Smartphone dabei hatte, bin ich gleich auf in Richtung meiner Lieben. Nachdem wir uns tränenreich in den Armen lagen, ging mein Sieg nahtlos wieder ins Familienleben über.
Mit einer offiziellen Zeit von 4:22:47 (Bruttozeit: 4:27:59) habe ich meinen ersten Marathon abgeschlossen. Nicht ganz die angestrebte Sub-4, aber angesichts der Umstände ein Ergebnis, auf das ich stolz sein kann.
Rückblick und Learnings
Was gut funktioniert hat
- Ernährungsstrategie: Alle 5 km ein Liquid Gel. Eines ganz in @Zotto-Manier vor dem Start. Das andere extra Päckchen bei Kilometer 38.
- Pacing: Trotz der Hustenschwelle bin ich intelligent gelaufen und habe entsprechend angepasst.
- Mentale Stärke: Die Fähigkeit, durchzulaufen trotz der gesundheitlichen Probleme.
- Support: Die emotionale Unterstützung meiner Familie und die Atmosphäre am Zieleinlauf.
Gesamtfazit
Mit einer Zeit von 4:22:47 habe ich zwar mein angepeiltes Sub-4-Ziel nicht erreicht, aber angesichts der Umstände kann ich trotzdem stolz auf mich sein. Der Husten war definitiv ein limitierender Faktor, der mich gezwungen hat, die Herzfrequenz zu kontrollieren und das Tempo zu drosseln.
Die Gardasee-Marathon-Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Marathon weit mehr ist als nur das Erreichen einer Zielzeit. Es ist eine Reise der Selbstentdeckung, der Widerstandsfähigkeit und des persönlichen Wachstums. Trotz aller Herausforderungen habe ich durchgehalten und bin ins Ziel gekommen - ein Erfolg, der angesichts meiner persönlichen Geschichte umso bedeutender ist.
Danksagung
Ein besonderer Dank an:
- Meine Familie: Für die Unterstützung während der Trainingsmonate und am Renntag.
- Meine Cardiopartnerin Kali: Für die treue Begleitung bei unzähligen Trainingskilometern.
- Die Lifters-Lounge-Community: Für die Unterstützung, Ratschläge und die motivierende Gemeinschaft.
Nach all den Herausforderungen der letzten Monate, den frühen Morgenläufen, den kalten Wintertrainings und den persönlichen Kämpfen bleibt ein Gefühl des Stolzes. Wie es so schön heißt:
Es gab noch keinen Lauf, nach dem ich mich nicht besser gefühlt habe.
Renndaten:
Datum: 6. April 2025
Ort: Gardasee, Italien
Distanz: 42,20 km
Zielzeit: 4:22:47 (Brutto: 4:27:59)
Herzfrequenz: Ø 162 S/min, Max 178 S/min
Höhenmeter: 150m Aufstieg, 165m Abstieg
Vorbereitungsphase
Meine Marathon-Trainingsreise begann offiziell im November 2024 mit einem ambitionierten Ziel: Gardasee Marathon unter 4 Stunden.
Durch eine Achterbahnfahrt persönlicher Herausforderungen entwickelte sich dieser Trainingszyklus zu weit mehr als nur körperlicher Vorbereitung - er wurde zu einer Reise mentaler Widerstandsfähigkeit und Durchhaltevermögen.
Trainingsansatz
- Polarisiertes Training (80% locker, 20% intensiv)
- Progressive Distanzsteigerung
- Wöchentliche Longruns als Hundefahrtspiel
- Strategische Tempo-Einheiten
Wichtige Trainingskennzahlen
- Maximales Wochenvolumen: 84,6 km
- Längster Trainingslauf: 35,43 km
- Trainingspace-Zonen:
- Easy Runs: 7:00-8:00 min/km
- Marathon-Pace-Läufe: 5:41-5:50 min/km
- Tempoläufe: 5:10-5:30 min/km
- Herzfrequenzzonen:
- GA1 (65-75% HFmax): 126-146 S/min
- GA1/2 (75-85% HFmax): 146-165 S/min
- GA2 (85-95% HFmax): 165-184 S/min
Herausforderungen beim Training
Der Weg zum Marathon war nicht einfach und verlief nicht gradlinig:
- Mehrere Todesfälle in der Familie
- Depressionen, die zwischendrin hart zugeschlagen haben
- Krankheitsphasen, darunter eine leichte Erkältung und Verdauungsprobleme
- Voller Arbeits- und Familienplan
Renntag-Erlebnis Vor dem Rennen
Ich konnte vor Aufregung kaum schlafen. Um 05:45 Uhr klingelte der Wecker. Erst mal vier Toastbrote mit Nussnougatcreme reinzimmern mit einem Instantkaffee, der schmeckte wie dieser kleine bittere Stummel von einer Banane. Um 06:30 Uhr ging es dann Richtung Malcesine Zentrum. Um 07:15 Uhr legte die Fähre ab. Leicht überfüllt, aber jeder bekam einen Platz. Hier habe ich jemanden kennengelernt, der aus meiner Ecke kommt und ähnlich drauf ist wie ich. Allerdings hat er schon mehr als 10 Jahre Erfahrung. Schauen wir mal, wie sich das in der Zukunft entwickelt, vielleicht läuft man ja mal den einen oder anderen Wettkampf zusammen.
Nach 15 Minuten hielt die Fähre in Limone und tauschte die Marathonis gegen die Halbmarathonis aus. Jetzt nur noch 1 Stunde und 30 Minuten warten bis zum Startschuss. Durch ein bisschen Gequatsche mit meinem neuen Laufbuddy verging die Zeit auch recht schnell. Leider hatte ich mir nichts zu trinken mitgenommen, und auch vom Veranstalter war es am Start trocken.
Die letzten Tage wurde mir immer wieder bewusst, wie lang die Strecke ist. Ich meine, man konnte von Malcesine und von Limone jeweils den Start bzw. das Ziel sehen. Von Riva del Garda war weder noch zu sehen, und der Ort lag nicht mal auf der Hälfte.
Den Weg nach Malcesine sind wir mehrfach mit dem Auto gefahren, und immer wieder durfte ich mir den leichten Anstieg sowie die Kilometermarkierungen, die zum Ziel führen, ansehen.
Langsam kletterte die Sonne über die Bergkämme. Mit ihr stieg auch die Temperatur. Das Licht spiegelte sich im See und es sah aus wie ein Lichtspiel, das so nur die Natur zaubern kann.
Der Start und erste Kilometer
Beim Einreihen in den Blöcken konnte jeder schalten und walten, wie er wollte. Ich hatte mich zu der netten Dame mit dem 4:00-Fähnchen auf dem Rücken gesellt. Nachdem die Blöcke mit Absperrband versehen wurden, hat sie sich dann einen Block nach vorne gedrückt. Ich dachte, OK, dann eben Plan B, da ich ganz vorne am Band stand und die Blöcke 2 Minuten zeitversetzt starten sollten. Eigentlich gar nicht so schlecht - niemand, der vor einem herumstolpert. Da der Block, in dem ich war, langsamer ist als ich, sollte es perfekt sein. Der Profiblock startete, also noch 6 Minuten, bis mein Block startet. Von wegen... Als der Block B losgaloppierte, riss jemand das Flatterband weg, es wurde geschoben und geschubst. Somit hatte ich alle Vorteile am Start verspielt.
Los ging die Hetzjagd durch die engen Gassen von Limone. Hoch, runter, vorbei an Passanten, Radfahrern, Blumentöpfen, Hunden, Treppenstufen und tiefhängenden Ästen. Manchmal alleine, maximal jedoch zu dritt nebeneinander. Gerade bei den Anstiegen, die gar nicht mal so flach waren, brachen die meisten schon ein. Aufgrund der engen Gassen war auch ein Überholen nicht möglich.
Weiter durch die malerischen Olivenhaine - hier brachen auch einige vor mir ein, wo ich mir meinen Weg nach vorne durcharbeitete. Hier merkte ich schon, dass wenn ich über 175 HF gehe, ich husten muss. Also so stark husten, dass ich kaum mehr Luft bekam. So habe ich meinen neuen Laufbuddy ziehen lassen, der übrigens den Marathon in 3:57 schaffte.
Die ersten 21 Kilometer
Anschließend war es leicht abschüssig, wo man über einen freischwebenden Radweg direkt über dem Gardasee lief. Hier wurde es dank Instagram-Muttis auch noch einmal langsamer. Es gab sogar einige, die extra stehen blieben, um ein paar Bilder zu machen.
Dann ging es auf die Straße und immer wieder durch Tunnel - nun versagte das GPS endgültig. Tunnel und offene Flächen wechselten sich ab, sodass man immer wieder einen tollen Blick über den See und die umliegende Landschaft erhaschen konnte.
An der ersten Verpflegungsstation habe ich nichts abbekommen, die Becher waren leer, und eine riesige Menschentraube stand vor der Verpflegungsstation. Ein Teil der Verpflegungsstationen lag auch in einer Sackgasse, wo man quasi ein Stück zurückgehen musste, wenn man sich dort hineinverirrte. Nicht optimal, da ich vorher schon quasi trocken war.
An der zweiten Verpflegungsstation wartete ich, bis ich einen Becher mit Wasser eingeschenkt bekam. Die Hälfte konnte ich trinken, die andere wurde mir leider verschüttet.
In Riva del Garda waren einige Leute, die einen anfeuerten. Hier ging es direkt durch das Zentrum, am Schloss vorbei und weiter an der Strandpromenade entlang. Hier kam ein Wind direkt aus der Hölle. Gerade die, die keine Brillenträger waren, hatten hier echt Probleme.
Die Wende bei Arco
Weiter nach Norden Richtung Arco. Hier gab es einen interessanten Abschnitt, wo einem die Eliteläufer und die Block-A-Läufer auf einem höhergelegenen Weg entgegenkamen. Kurz vor einer Kehrtwende lag eine Matte, um zu verhindern, dass Leute abkürzten.
Zirka bei Kilometer 18 setzte übrigens dieser seltsame Schmerz ein, den Zotto so schön beschrieb. Nur leicht, doch er sollte mich nicht mehr loslassen und sich immer mehr intensivieren. Ungefähr dort griff ich versehentlich einen ISO-Becher anstatt Wasser. Gut, immerhin habe ich mal einen ganzen Becher zu trinken bekommen.
Oben in Arco beim Start der Halbmarathonis wurde noch einmal ordentlich geklatscht. Mein Magen hatte echt etwas gegrummelt, natürlich habe ich das ISO nicht so gut vertragen. Aber gut, alles drin geblieben, war zum Glück nur etwas unangenehm.
Die zweite Hälfte - der Kampf beginnt
Zurück nach Süden dem Fluss Sarca entlang war ich dann auf dem Weg, wo mir vor einer Stunde die Elite entgegenlief. Hier ging es noch über ein paar schöne Brücken und wieder an einer Strandpromenade. Hier wäre ich fast über einen alten Mann mit Krückstock, der mit seinem Hund die Brücke quasi absperrte, gefallen. Ich war da auch nicht der Einzige, der sich da fast langgemacht hat.
Auf dem Weg nach Torbole war meine Kamera voll. Hier ging es mir gesundheitlich auch immer schlechter. Ich habe versucht, immer kurz unter dem Husten zu laufen. Bei Kilometer 25 war ich ca. bei 165 HF angekommen. Jetzt war ich "nur" noch 7 Minuten hinter Plan. Aber durch meinen Husten war jetzt nichts mehr zu retten. Ich musste immer langsamer werden, um nicht dauerhaft husten zu müssen. Vom Kopf, muskulär und auch von den Gelenken her war alles in Ordnung bei mir, umso ärgerlicher, dass ich mich damit abfinden musste, eines meiner Ziele heute nicht zu erreichen. Wenigstens werde ich durchlaufen.
Die letzten 10 Kilometer - der Kampf wird härter
Schon vor Kilometer 30 lag jemand, der von den Sanitär umsorgt werden musste. Immer mehr Leute, auch schon vor der Hälfte, sind ins Gehen übergegangen. Spätestens bei Kilometer 35 waren einige, die am Wegesrand saßen und teilweise weinten oder vor Schmerzen das Gesicht verzogen. Die Sonne und auch der kalte Wind an den Promenaden und in den Tunneln forderten ihren Tribut.
Ich glaube, bei Kilometer 33 ging ein steiler Weg hinunter zum Strand. Den Flecken auf dem Boden nach zu urteilen, sind hier einige gestürzt. Ich machte langsam und merkte auch gleich, dass es eine gute Entscheidung war. Die Beine gaben ungewöhnlich nach, man konnte kaum gegenhalten, um nicht einzuknicken.
Der Anstieg nach Malcesine machte mir im Gegensatz zu dem, was ich dachte, keine Schwierigkeiten. Auf die Einfahrten musste man allerdings aufpassen, da sie ein ständiges scharfes Auf und Ab bedeuteten.
Zieleinlauf und Emotionen
Bei Kilometer 39 wusste ich, dass ich ankomme. Dies war einer der wenigen Momente in meinem Leben, wo ich wirklich stolz auf mich war. Tatsächlich genoss ich den einsetzenden Schmerz und war auch ein wenig traurig, dass es gleich vorbei sein würde. Mittlerweile war die Hustenschwelle bei 155 HF angekommen.
Am Ziel war die Stimmung riesig. Die Leute hielten selbstgemalte Schilder in die Luft, sie lasen die Namensschilder auf den Startnummern und riefen die Namen der Läufer. Hier ein paar der Schilder, die ich auf dem Weg sah und mir gemerkt habe: "U think this is Hard? Try Dating! <Rufnummer der Dame>", "You pay for this!", "DNF is not an Option" und mein Liebling: "lek, Kurwa, lek" wo eine Eidechse drauf gemalt war. Es gab auch eine Fähre, die teilweise die Marathonis begleitete. Kurz vor dem Ziel standen auch noch meine Lieben mit selbstgemachten Fähnchen.
Als ich nach dem Ziel dann ins Gehen überging, fingen meine Waden an, leicht zu krampfen, und auch die Rückseite meiner Beine begann ein Eigenleben. Erst mal die Medaille umhängen lassen und die Taschen vollstopfen in der Fressmeile. Da ich kein Smartphone dabei hatte, bin ich gleich auf in Richtung meiner Lieben. Nachdem wir uns tränenreich in den Armen lagen, ging mein Sieg nahtlos wieder ins Familienleben über.
Mit einer offiziellen Zeit von 4:22:47 (Bruttozeit: 4:27:59) habe ich meinen ersten Marathon abgeschlossen. Nicht ganz die angestrebte Sub-4, aber angesichts der Umstände ein Ergebnis, auf das ich stolz sein kann.
Rückblick und Learnings
Was gut funktioniert hat
- Ernährungsstrategie: Alle 5 km ein Liquid Gel. Eines ganz in @Zotto-Manier vor dem Start. Das andere extra Päckchen bei Kilometer 38.
- Pacing: Trotz der Hustenschwelle bin ich intelligent gelaufen und habe entsprechend angepasst.
- Mentale Stärke: Die Fähigkeit, durchzulaufen trotz der gesundheitlichen Probleme.
- Support: Die emotionale Unterstützung meiner Familie und die Atmosphäre am Zieleinlauf.
Gesamtfazit
Mit einer Zeit von 4:22:47 habe ich zwar mein angepeiltes Sub-4-Ziel nicht erreicht, aber angesichts der Umstände kann ich trotzdem stolz auf mich sein. Der Husten war definitiv ein limitierender Faktor, der mich gezwungen hat, die Herzfrequenz zu kontrollieren und das Tempo zu drosseln.
Die Gardasee-Marathon-Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Marathon weit mehr ist als nur das Erreichen einer Zielzeit. Es ist eine Reise der Selbstentdeckung, der Widerstandsfähigkeit und des persönlichen Wachstums. Trotz aller Herausforderungen habe ich durchgehalten und bin ins Ziel gekommen - ein Erfolg, der angesichts meiner persönlichen Geschichte umso bedeutender ist.
Danksagung
Ein besonderer Dank an:
- Meine Familie: Für die Unterstützung während der Trainingsmonate und am Renntag.
- Meine Cardiopartnerin Kali: Für die treue Begleitung bei unzähligen Trainingskilometern.
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Nach all den Herausforderungen der letzten Monate, den frühen Morgenläufen, den kalten Wintertrainings und den persönlichen Kämpfen bleibt ein Gefühl des Stolzes. Wie es so schön heißt:
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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Schön.
Hast aus den suboptimalen Bedingungen das Beste rausgeholt.
Bin stolz auf dich.
Kurier dich gut aus.
Was macht die Gesundheit denn heute?
Hast aus den suboptimalen Bedingungen das Beste rausgeholt.
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Kurier dich gut aus.
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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Ich bin wirklich kein besonders emotionaler Mensch, aber eben beim Lesen hat mich ein Schauer überkommen.
Sehr schön geschrieben. Man fühlt, wieviel Du gegeben hast und dass es auch mehr als der Lauf für Dich war. Meinen allergrößten Respekt dafür, dass Du das durchgezogen hast. Nicht viele könnten das unter den Umständen, oder überhaupt, und ich hoffe, dass Du stolz auf Dich sein kannst.
Ein kleines Talent für das Schreiben hast Du übrigens auch, speziell wenn ich mir den Schluss anschaue.
Gute Besserung!
Sehr schön geschrieben. Man fühlt, wieviel Du gegeben hast und dass es auch mehr als der Lauf für Dich war. Meinen allergrößten Respekt dafür, dass Du das durchgezogen hast. Nicht viele könnten das unter den Umständen, oder überhaupt, und ich hoffe, dass Du stolz auf Dich sein kannst.
Ein kleines Talent für das Schreiben hast Du übrigens auch, speziell wenn ich mir den Schluss anschaue.

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Re: DNF - Definitiv nicht Fit
Ein wirklich toller Bericht! Du kannst richtig stolz auf dich sein, das trotz aller Widrigkeiten durchgezogen zu haben
über die 42,2 km ist man mit sich allein und erfährt viel über den eigenen Charakter. Beim nächsten Anlauf erreichst du dann dein Ziel. Alles in allem war es mit Sicherheit eine einmalige Erfahrung, um die dich viele beneiden werden. 

