Alt, aber weise? hat geschrieben: zum Beitrag navigieren6. Mär 2025, 08:23
Maxim hat geschrieben: zum Beitrag navigieren5. Mär 2025, 21:54
Man kann vieles über Trump sagen, aber nicht, dass er nicht zumindest versuchen würde, seine Wahlversprechen schnell umzusetzen.
Zölle, Steuererleichterungen, Grenzkontrollen, Doge, Ukraine, Anti-Woke, alles da.
Die interessantere Frage ist für mich, ob seine Wähler von der Erfüllung dieser Versprechen profitieren werden. Also vor allem auf systemisch relevante Dinge bezogen (Zölle, Steuern, Bürokratie), weniger auf die eher kulturellen Prestigeprojekte.
Zumindest bei den Zöllen höchstens über Umwege, also dadurch, dass es dann mehr ausländische Firmen gibt, die in den USA produzieren.
An sich sind Zölle aus Sicht eines Volkswirtschaftlers im Normalfall mit das Dümmste, was man machen kann. Da gibt es wenige Ausnahmen, wie den Schutz einheimischer Produzenten, der aber auch dann nur zeitlich befristet Sinn manchen kann. Wenn man langfristig ohne Zölle nicht wettbewerbsfähig ist, dann ist es halt ineffizient, es selbst herzustellen. Da mag es Ausnahmen geben, wie Medikamente, die man eben lieber selbst herstellt, um nicht vom Ausland abhängig zu sein.
Im Regelfall führen Zölle zu höheren Preisen und ineffizienter Ressourcenverteilung. Und dies trifft erfahrungsgemäß eher den sogenannten "kleinen" Mann.
+1, für Ökonomen ist relativ klar, was passieren dürfte.
Davon gibt es ja genug Topleute in den USA und die werden ihm das auch gesagt haben. Es ist halt eine Drohgebärde bzw. ein Erpressungsversuch. Völlig vernachlässigt wird dabei die Tatsache, dass die USA beim Welthandel einfach nicht der dickste Fisch im Teich sind und dass die seit Jahrzehnten ein starkes Handelsdefizit haben. Was im Klartext bedeutet, dass sie abhängig von den Importen derjenigen sind, die er gerade abfuckt. Militärisch (sehen wir ja gerade) und finanziell über den Dollar gibt es natürlich weitere Hebel, wenn man ums Verrecken Streit suchen will, aber ein reiner Handelskrieg mit der EU und China dürfte für die USA nicht gut laufen.
Bei den Steuern bin ich auch sehr skeptisch. Die Sache mit den Trinkgeldern und Überstunden ist im Grunde ein rhetorisches Wahlkampfgeschenk an die Working Class. Erstere werden sowieso kaum korrekt versteuert und betreffen wie zweitere vor allem Gruppen, die nicht die Hauptsteuerlast tragen. Der Effekt auf den Haushalt ist marginal. Mehr Überstunden erhöhen auch wieder die Kosten der Unternehmen. Die anderen Vorhaben zielen eher darauf ab, die Konzerne zu entlasten, die jetzt schon in großem Ausmaß Steuern vermeiden.
Bei den beiden Punkten habe ich auch die größten Verständnisprobleme. Der Protektionismus wird die USA Geld kosten, während auf der anderen Seite die Steuereinnahmen sinken.
Klar, das soll ja alles durch den Abbau des Staats eingespart werden. Da kann man sicher diskutieren, Bürokratie ist dort wie hier ein Problem. Aber es gibt auch ein breites Spektrum zwischen "Deep State Bürokratie" und "wir schaffen das Bildungsministerium ab". Ob das zweite, aktuell verfolgte Ende langfristig Mehrwert bringt, kann man bezweifeln.
