https://www.nzz.ch/international/nach-v ... ld.1891471
"Nach Vorträgen mit Geschlechtertrennung: Charité verbannt muslimische Hochschulgruppe aus ihren Hörsälen
Der Gruppe «Medislam Collective» geht es nach eigener Aussage um die Verbindung von Islam und Medizin. Nun lässt das Berliner Universitätsspital ihre Aktivitäten prüfen.
Die Charité hat der muslimischen Hochschulgruppe Medislam Collective verboten, ihre Räume für Veranstaltungen zu nutzen. Das teilte das Berliner Universitätsspital am Montag in einer Stellungnahme mit. Man wolle damit «zur Sicherstellung eines diskriminierungsfreien, integrativen und wertebasierten Hochschulraums» beitragen.
Das Spital, eines der grössten in Deutschland, reagierte damit auf Berichte über die Aktivitäten der Hochschulgruppe. Am Wochenende hatten mehrere Medien darüber berichtet, dass bei Veranstaltungen von Medislam Collective eine Geschlechtertrennung praktiziert worden sei.
Picknick für die Frauen, Eislaufen für die Männer
Laut ihrer Satzung will die Gruppe «die Verbindung der wissenschaftlichen Inhalte des Medizinstudiums mit der islamischen Religion» fördern. Sie lädt regelmässig Mediziner zu Vorträgen ein. Diese beschäftigen sich gemäss den Ankündigungen etwa mit islamischen Bestattungen oder «islamischen Perspektiven» auf die Palliativmedizin. Dafür nutzte die Gruppe bislang Hörsäle der Charité.
Laut ihrer Satzung will die Gruppe «die Verbindung der wissenschaftlichen Inhalte des Medizinstudiums mit der islamischen Religion» fördern. Sie lädt regelmässig Mediziner zu Vorträgen ein. Diese beschäftigen sich gemäss den Ankündigungen etwa mit islamischen Bestattungen oder «islamischen Perspektiven» auf die Palliativmedizin. Dafür nutzte die Gruppe bislang Hörsäle der Charité.
Über ihren Instagram-Kanal teilte Medislam Collective kurze Videos der Veranstaltungen. Mehrere davon zeigen, dass das Publikum dort nach Geschlechtern getrennt sass: die Männer auf der einen Seite des Raumes, die Frauen auf der anderen. Ausserdem organisiert die Gruppe Freizeitaktivitäten, die sich dezidiert nur an Männer oder nur an Frauen richten. Beworben wird etwa ein Picknick für «Schwestern» oder Eislaufen für «Brüder».
Die Charité distanzierte sich in ihrer Stellungnahme von den Aktivitäten der muslimischen Hochschulgruppe. Es handele sich dabei nicht um offizielle Lehrveranstaltungen des Spitals, sie seien von der Gruppe selbst organisiert worden. Die Charité habe lediglich die Räume zur Verfügung gestellt.
Die Gruppe selbst will für Toleranz eintreten
Darüber hinaus hält sich das Spital weitere Massnahmen offen. «Eine weitere inhaltliche und rechtliche Prüfung der Aktivitäten der Gruppe wird durchgeführt», schreibt die Charité. Man sei im Austausch mit der Studentenvertretung.
Die Hochschulgruppe selbst schreibt in ihrer Satzung, sie trete für Toleranz und Völkerverständigung ein und stünde allen Studenten offen. Auch Nichtmuslime seien willkommen, heisst es auf ihrem Instagram-Kanal. Medislam Collective liess eine Anfrage der NZZ unbeantwortet.
Kürzlich hatten sich ähnliche Vorfälle an der Universität in Kiel ereignet. Anfang Mai fand in den Räumen der Hochschule eine «Islamwoche» statt. Danach kam es zu hochschulinternen Beschwerden über eine geschlechtergetrennte Sitzordnung, wie der NDR berichtet. Männer und Frauen seien laut Augenzeugen dazu aufgerufen worden, unterschiedliche Eingänge zu nutzen. Auch sollen einige Teilnehmer antisemitische Aufkleber auf ihren Laptops gehabt haben.
Salafistischer Redner an der Universität in Kiel
Zudem trat im Zuge der «Islamwoche» in Kiel ein Redner der Organisation Iman auf. Die Gruppe wird von mehreren deutschen Landesämtern für Verfassungsschutz dem salafistischen Spektrum zugeordnet. In dem Vortrag ging es um den Koran als «ewige Herausforderung». So warb die Islamische Hochschulgruppe Kiel, welche die «Islamwoche» organisierte, auf ihrem Instagram-Kanal für die Veranstaltung.
Die Gruppe hat sich inzwischen von dem Redner distanziert. Er sei nicht mit der gebotenen Sorgfalt ausgewählt worden, heisst es in einer Stellungnahme. Seine Einladung sei ein Fehler gewesen.
Zu der Geschlechtertrennung schreibt die Kieler Gruppe: «Unser Ziel war es, möglichst vielen Menschen mit verschiedenen religiösen, kulturellen oder persönlichen Vorstellungen gerecht zu werden.» Daher habe es ein Sitzkonzept mit mehreren Optionen gegeben, «darunter ein neutraler Bereich mit freier Platzwahl sowie Bereiche, die Teilnehmenden offenstanden, die sich eine geschlechtssensible Sitzordnung wünschten». Der Vorstand der Hochschulgruppe kündigte an, nach der Aufarbeitung der Vorfälle zurückzutreten.
Der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, der CDU-Politiker Daniel Günther, forderte vor wenigen Tagen eine schnellstmögliche Aufklärung. «Geschlechtertrennung, antisemitische Botschaften und das Verbreiten extremistischer Ideologien haben an unseren Hochschulen keinen Platz, und sie widersprechen fundamental den Werten unseres demokratischen Rechtsstaates», sagte er. Am 10. Juli will sich nun der Bildungsausschuss des Landtags mit den Vorfällen befassen.
Immerhin hat es die Charite geschafft sich von den Umtrieben dieser Hochschulgruppe zu distanzieren, was ja durchaus beachtenswert ist..zB in Berlin