Woche 18
(Hör -) Buch Nummer 18
Crossroads von Jonathan Franzen (Thalia)
Ein Roman über eine Familie am Scheideweg: über Sehnsucht und Geschwisterliebe, über Lügen, Geheimnisse und Rivalität. Der Auftakt zu Jonathan Franzens Opus magnum «Ein Schlüssel zu allen Mythologien» – einer Trilogie über drei Generationen einer Familie aus dem Mittleren Westen und einem der größten literarischen Projekte dieser Zeit.
Es ist der 23. Dezember 1971, und für Chicago sind Turbulenzen vorhergesagt. Russ Hildebrandt, evangelischer Pastor in einer liberalen Vorstadtgemeinde, steht im Begriff, sich aus seiner Ehe zu lösen – sofern seine Frau Marion, die ihr eigenes geheimes Leben lebt, ihm nicht zuvorkommt. Ihr ältester Sohn Clem kehrt von der Uni mit einer Nachricht nach Hause zurück, die seinen Vater moralisch schwer erschüttern wird. Clems Schwester Becky, lange Zeit umschwärmter Mittelpunkt ihres Highschool-Jahrgangs, ist in die Musikkultur der Ära ausgeschert, während ihr hochbegabter jüngerer Bruder Perry, der Drogen an Siebtklässler verkauft, den festen Vorsatz hat, ein besserer Mensch zu werden. Jeder der an einem Scheideweg stehenden Hildebrandts sucht eine Freiheit, die jeder der anderen zu durchkreuzen droht.
Jonathan Franzen ist berühmt für seine Gegenwartspanoramen mit ihren unvergesslich lebendigen Figuren. Jetzt, in «Crossroads», einer aus mehreren Perspektiven erzählten Geschichte, die sich im Großen und Ganzen an einem einzigen Wintertag entrollt, nimmt er den Leser mit in die Vergangenheit und beschwört eine Welt herauf, die in der heutigen noch nachhallt. Ein Familienroman von beispielloser Kraft und Tiefe, mal komisch, mal zutiefst bewegend und immer spannungsreich: ein fulminantes Werk, in dem Jonathan Franzens Gabe, im Kleinen das Große zu zeigen, in Erscheinung tritt wie nie zuvor.
Ein Hörbuch, das ich mit meiner Frau zusammen gehört habe. Dadurch haben wir jetzt fast 3 Monate gehört, glaube ich

Es ist mit über 21h auch extrem lang. Franzen hat gesagt, dass es eigentlich nicht so lang werden sollte, aber nach 200 Seiten hatte er noch nicht mal alle Figuren eingeführt, also hatte er sich kurzerhand entschlossen, daraus eine Trilogie und sein Opus Magnum zu machen.
Nach diesem Werk kann ich das zumindest nicht bestätigen. Obwohl ich ansonsten nur die Korrekturen gelesen habe, kommt Crossroads da nicht dran.
Es gibt Überschneidungen, die aber nur leicht sind, es ist eher sein Schreibstil und sein Händchen für Beobachtungen und ausgefeilte Formulierungen, die seinen Wiedererkennungswert ausmachen.
Vielleicht lag es am Hören, aber mir hat sein Stil und seine Art, einfache Dinge so blumig und vielseitig zu beschreiben, bei den Korrekturen besser gefallen. Manchmal ist es ja so, dass man beim Hören kurz abgelenkt ist (in unserem Fall durchs Kind) und man stoppen muss. In diesen Fällen war ich fast eher genervt und dachte mir "komm auf den Punkt!"
Dennoch war es wieder faszinierend, was Franzen geschaffen hat: eine Familiengeschichte mit Mitgliedern, die keineswegs sympathisch sind, aber die in ihren Handlungen und Motiven komplex und vielschichtig sind, mit einer unfassbar detaillierten Umgebung und Historie, als hätte er es alles so erlebt. Es ist schon krass, wie jemand sowas erschafft. Und wenn man die Korrekturen kennt, dann weiß man, dass das nicht alles aus der Realität abgekupfert sein kann, denn da ist es ja genauso

oder er kennt einfach viele Leute.
Das Thema Religion und Glauben war ein elementarer Bestandteil und war feinsinnig integriert, ohne dass es einem überdrüssig wurde. Natürlich war das nur ein Teil. Die amerikanische Gesellschaft, Drogenkonsum, Adoleszenz, Familienleben mit seinen Schattenseite sowie das Individuum zwischen Pflicht und Individualität und der Umgang mit Indianern, um die größten zu nennen. Jedes der Themen wird gut und vielseitig betrachtet, nie einseitig oder langweilig.
Diese ganzen Punkte führen natürlich zu einer Schlussfolgerung: es ist schwierig, die unglaubliche Masse an Charakteren im Gedächtnis zu behalten und einzuordnen. Man kommt dann doch teilweise durcheinander, verwechselt die Kinder oder erinnert sich an gewisse Gegebenheiten nicht mehr, wenn irgendeine Story aus der Kindheit der Mutter 200 Seiten später wieder referenziert wird.
Wer auf Familiensagen mit wortgewaltigen und intelligenten Formulierungen steht und dem Thema Religion nicht komplett allergisch gegenüber steht (
@clayz 
) wird hier langen Spaß haben.