Certa hat geschrieben: zum Beitrag navigieren1. Feb 2025, 10:27
Jetzt wird also schon nicht mehr nur kritisch diskutiert, über was der örr berichtet bzw nicht berichtet oder in welcher Reihenfolge, sondern auch wie die Sprecher ihre Wörter betonen
Kritik am ÖRR scheint für dich ja meistens ein absolutes Novum zu sein - aber Kritik am Wording/Framing des ÖRR ist übrigens weit verbreiteter als du es dir anscheinend vorstellen kannst.
https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... aengt.html
Ich habe bis Ende 2023 als Redakteur in der Planung der „Tagesschau“ gearbeitet. Sechs Jahre lang. Ich habe miterlebt, wie teilweise Experten gecancelt, Nachrichten über islamistische Anschläge oder Verfehlungen des grünen Spitzenpersonals kleingeredet und ostdeutsche Themen systematisch ignoriert worden sind. Dies alles verträgt sich nicht mit dem Selbstbild der „Tagesschau“.
Ich erinnere mich an eine schriftliche Aufforderung der Chefredaktion vom 9.Oktober 2023, also kurz nach dem Überfall der Hamas auf Israel und der Ermordung von über 1200 Menschen. Offenbar sah sich die Chefredaktion angesichts der eigenen Berichterstattung zum Einschreiten genötigt. Sie ermahnte ihre Mitarbeiter in einer „Mail an alle“, doch nicht mehr Begriffe wie Hamas-„Kämpfer“ zu verwenden. Das sei „euphemistisch“. Die Floskeln „Gewaltspirale“ oder „Eskalation in Nahost“ sollten ebenfalls vermieden werden.
Ein letztes Beispiel: Am 27. April 2024 zeigt die „Tagesschau“ um 20 Uhr zwar die Vorbereitungen in Paris auf die Olympischen Spiele, den Sieg von Leipzig gegen Dortmund, die Lottozahlen und das Wetter, hat aber keine Sekunde Zeit für eine große Demonstration von radikalen Islamisten auf deutschem Boden. Auch auf „Tagesschau.de“ – kein Wort. Dabei fand das Ereignis vor der Haustür statt: 1000 Männer und einige vollverschleierte Frauen waren unter „Gott ist groß“-Rufen durch Sankt Pauli gezogen und hatten die Errichtung eines Kalifats in Deutschland gefordert sowie gegen Israel gehetzt
Und falls es heißt Einzelfälle - das hat er hier auch gleich angesprochen:
Möglicherweise denken Sie jetzt: Das seien Einzelfälle und insgesamt leistet die „Tagesschau“ eine gute Arbeit. Nur: Für mich waren es in den vergangenen Jahren ganz schön viele Einzelfälle, bei denen die „Tagesschau“ fragwürdige Entscheidungen getroffen hat. An ihrer gesetzlich festgeschrieben Rolle des neutralen Berichterstatters sind zu Recht Zweifel laut geworden.
Also
@certa, du musst die Kritik am ÖRR ja nicht teilen. Meinungsfreiheit und so. Vielleicht könntest du aber mal aufhören jede Meinung, die dir nicht gefällt, sofort ins lächerliche zu ziehen. Vielleicht könntest du auch mal hinterfragen, ob die Kritik nicht doch gerechtfertigt ist. Oder - noch besser - du erklärst uns, warum deiner Meinung nach eine Kritik am ÖRR falsch ist. Das ist immerhin der Sinn dieses Politik-Bereichs. Aber hör doch mal auf immer alles so überheblich abzutun und die User damit direkt oder indirekt in irgendeine Ecke zu stellen