In erster Linie ist der Grund das Machtstreben Bismarcks, der durch die Gründung und durch den Ausschluss Österreichs die Macht Preußens erweitern wollte. Das alleine hätte aber wohl nur maximal für den Norddeutschen Bund gereicht, da Baden, Würtemberg und Bayern und ein paar andere Fürstentümer niemals freiwillig ihre Selbstständigkeit aufgegeben hätten.Certa hat geschrieben: zum Beitrag navigieren29. Okt 2024, 12:24Es ist rückblickend schon verblüffend wie aus diesen einzelnen Staaten ohne gemeinsame Kultur, Konsens und Interessen Deutschland als Ergebnis hervorgegangen ist. Ich kenne mich historisch ehrlich gesagt nicht sonderlich gut in dieser Epoche aus, aber vermutlich ist der Grund hierfür analog zur Gründung ähnlicher Staaten: KriegKnolle hat geschrieben: zum Beitrag navigieren29. Okt 2024, 12:17Certa hat geschrieben: zum Beitrag navigieren29. Okt 2024, 11:29
Du beschreibst damit sozusagen den Zustand vom deutschen Staatenbund aus dem 18 Jahrhundert. Vermutlich ist jedes Land Mal aus zusammengewürfelten Regionen zusammengeführt worden.
"Mir ist nicht bange, daß Deutschland nicht eins werde; unsere guten Chausseen und künftigen Eisenbahnen werden schon das ihrige tun. Vor allem aber sei es eins in Liebe untereinander, und immer sei es eins gegen den auswärtigen Feind. Es sei eins, daß der deutsche Taler und Groschen im ganzen Reich gleichen Wert habe; eins, daß mein Reisekoffer durch alle sechsunddreißig Staaten ungeöffnet passieren könne (...). Wenn man aber denkt, die Einheit Deutschlands bestehe darin, daß das sehr große Reich eine einzige große Residenz habe und daß diese eine große Residenz wie zum Wohl der Entwickelung einzelner großer Talente so auch zum Wohl der grossen Masse des Volkes gereiche, so ist man im Irrtum. (...) Wodurch ist Deutschland groß als durch eine bewunderungswürdige Volkskultur, die alle Teile des Reichs gleichmäßig durchdrungen hat. Sind es aber nicht die einzelnen Fürstensitze, von denen sie ausgeht und welche ihre Träger und Pfleger sind? (...) Deutschland hat über zwanzig im ganzen Reich verteilte Universitäten und über hundert ebenso verbreitete öffentliche Bibliotheken, an Kunstsammlungen und Sammlungen von Gegenständen aller Naturreiche gleichfalls eine große Zahl; (...) Und wiederum die Menge deutscher Theater, deren Zahl über siebenzig hinausgeht (...). Der Sinn für Musik und Gesang und ihre Ausübung ist in keinem Lande verbreitet wie in Deutschland, und das ist doch auch etwas!- Nun denken Sie aber an Städte wie Dresden, München, Stuttgart, Kassel, Braunschweig, Hannover und ähnliche (...) und fragen Sie sich, ob dies alles sein würde, wenn sie nicht seit langen Zeiten die Sitze von Fürsten gewesen.- Frankfurt, Bremen, Hamburg, Lübeck sind groß und glänzend, ihre Wirkungen auf den Wohlstand von Deutschland gar nicht zu berechnen. Würden sie aber bleiben, was sie sind, wenn sie ihre eigene Souveränität verlieren und irgendeinem großen deutschen Reich als Provinzialstädte einverleibt werden sollten?"
Vielleicht sollten wir mehr auf Goethe hören?
Da kommt jetzt aber der Krieg ins Spiel, durch den Krieg gegen Österreich wurden einige renitente Staaten einfach annektiert. Durch die Kriegserklärung von Frankreich und die anschließende Euphorie über den Sieg, wurden dann auch noch Baden, Würtemberg und Bayern mitgerissen. Das Paradoxe ist ja, daß Österreich und Frankreich mit allen mitteln das Deutsche Kaiserreich verhindern wollten, es mit ihrem Handeln aber genau begünstigt haben.
Ohne die Kriegserklärung Frankreichs, hätten wir vielleicht heute noch einen Norddeutschen Bund und die Süddeutschen Kleinstaaten, ob das jetzt besser wäre oder nicht.