WSB hat geschrieben: zum Beitrag navigieren26. Jun 2023, 11:37
@St0ckf15h dann habe ich das falsch aufgefasst
also ich komme aus der unteren mittelschicht und wir konnten uns das immer leisten
mein opa war bauarbeiter, frau war daheim
mein vater war/ist schichtarbeiter in einer papierfabrik und meine mutter war daheim (insg. 15 jahre) bis meine schwerster eingeschult wurde
zudem hatten beide jeweils ein haus (in eigenleistung selbst gebaut)
aber mein punkt war auch eher die gesellschaftliche anerkennung, es sollte etwas unfassbar tolles sein lebenszeit für die erziehung dem nachwuchs zu widmen und eine höhere anerekennung genießen als so schnell wie möglich wieder zurück in die arbeit zu gehen
Wie gesagt, das ist aber auch eine Entwicklung, die maßgeblich erst nach dem zweiten Weltkrieg eingesetzt ist.
Ganz allgemein begann in den 50/60er eine Phase des Wohlstandes, in der man es sich leisten konnte mehrmals die Woche Fleisch zu essen, jeden Tag zu baden/duschen oder in der jeder normaler Arbeiter ein eigenes Haus besitzen konnte - und die in etwa bis Anfang dieses Jahrtausends angehalten hat.
Im Kaiserreich sah es dagegen eher so aus, dass viele Familien aus der Arbeiterschicht in einem Wohnblock gelebt und sich Bad/Toilette mit anderen Leuten geteilt haben.
Und auf dem Land war das Mehrgenerationenhaus Usus, in dem gleich 3 oder 4 Generationen zusammengelebt haben.
Zudem war in dieser Zeit der 8-Stunden Tag in den Fabriken quasi unbekannt und häufig mussten sogar die Kinder mitarbeiten, bzw. wenn man einen Bauernhof oder einen Familienbetrieb hatte, haben die Kinder da quasi automatisch mitgearbeitet und diesen dann idR später auch übernommen.
Ich denke das was Leute heutzutage als traditionelles Familienbild mit arbeitendem Vater und Eigenheim wahrnehmen war vielleicht für 40 - 50 Jahre in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts möglich, aber davor und danach sah, bzw. sieht man das eigentlich nur, wenn der Mann richtig gut verdient.
Meine Cousine und ihr Mann (bekommen jetzt ihr drittes Kind) haben beide sehr gute Jobs beim Daimler und haben vor kurzem ein Haus in einer Kleinstadt mit direkter S-Bahn Anbindung an Stuttgart (vielleicht 30 - 50km entfernt) mit selbst umgebaut.
Die sind ganz klar Oberschicht, aber könnten nicht mal daran denken, dass nur der Mann arbeitet, alleine schon weil Haus + Umbau am Ende knapp eine Millionen verschlungen hat (und wir reden hier nicht von einem Palast, sondern von einem normal großen Einfamilienhaus).