Was bleibt der Ukraine auch anderes übrig ? Wenn die USA vollend dicht machen würde was die Unterstützung angeht dann wäre Europa nach wie vor nicht in der Lage die entsprechenden Ausfälle an Material, Munition oder Aufklärungsdaten auszugleichen.Harun hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 13:33Vielleicht möchte man zu einer schnellen Einigung kommen und so wie es aktuell aussieht, scheint ja sogar die Ukraine einverstanden zu sein.Buck hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 13:20Es ist halt unabhängig von der konkreten Situation einfach verhandlungstechnisch höchst unklug, schon vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen bestimmte Positionen vom Tisch zu nehmen, die eigentlich einen Wert als Verhandlungsmasse gehabt hätten.Harun hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 12:11 Herr Heusgen hätte ja die Verhandlungen führen können.
Jetzt gehts endlich in Richtung Frieden (womit scheinbar auch die ukrainische Regierung einverstanden) und den Leuten passt es trotzdem nicht![]()
Wenn du einen Gebrauchtwagen für 4500€ VHB kaufen willst, beginnst du die Preisverhandlung auch nicht mit dem einleitenden Satz "also ich habe jedenfalls schonmal 5000€ dabei".
Ukraine Konflikt
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Re: Ukraine Konflikt
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Re: Ukraine Konflikt
Ich kann verstehen, dass einige jetzt enttäuscht sind.
Selenskyj spricht übrigens auch von Frieden.
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Re: Ukraine Konflikt
https://www.nzz.ch/meinung/trump-strebt ... ld.1870912
Da ja die NZZ nicht gerade als "linksgrüne Systemgünstlingspresse" bekannt ist kann sich das ja auch durch auch der eine andere Systemkritiker durchlesen und auf sich wirken lassen, sprich was das was Trump und Putin da zu zweit vereinbaren für Europa und die Ukraine am Ende auf längere Sicht bedeuten könnte."Die Grossen wollen sich direkt einigen, die Kleinen kommen unter die Räder: Der Verrat an der Ukraine nimmt seinen Lauf
Die USA lassen die Ukraine im Stich und schieben das Problem an die überforderten Europäer ab. Präsident Trump setzt damit sein Wahlkampfversprechen um. Ein echter Frieden rückt in weite Ferne.
Dass der Wahlsieg Donald Trumps einen Kurswechsel in der amerikanischen Ukraine-Politik auslösen würde, war immer klar. Trump hatte im Wahlkampf deutlich genug gemacht, dass ihm die Zukunft dieses fernen Landes egal ist und er die Dollarmilliarden für den Abwehrkampf gegen Russland als reine Verschwendung betrachtet.
Nun hat er in einem langen Telefonat mit dem Kremlchef Putin den ersten Schritt zur Umsetzung seiner Ideen unternommen: Die USA und Russland haben sich auf die sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen geeinigt. Diese finden vorerst über die Köpfe der Ukrainer hinweg statt – geplant sind Treffen zwischen amerikanischen und russischen Delegationen, auch Gipfeltreffen in Moskau und Washington. Putin darf bereits davon träumen, den amerikanischen Präsidenten im Mai bei den Prunkfeiern zum Sieg gegen Nazideutschland vor 80 Jahren auf der Ehrentribüne am Roten Platz zur Seite zu haben.
Trump stellt das Ganze als grossen Schritt in Richtung Frieden dar, aber zunächst hat er einfach dem Feind des Westens einen Prestigeerfolg zugeschanzt: Putin wird faktisch rehabilitiert; dass er der grösste Kriegsverbrecher der Gegenwart ist, findet mit keinem Wort mehr Erwähnung. Zudem entspricht das Vorgehen Trumps ganz Putins Weltsicht – die Grossen teilen die Macht und ihre Einflusssphären untereinander auf; die Kleinen und Schwachen sind lediglich Manövriermasse. Putin erobert sich den ersehnten Platz am Tisch der Weltmächte zurück.
Amerika zieht sich in Europa auf eine Nebenrolle zurück
Gewiss: Um Leben zu retten und Frieden zu erreichen, muss man sich manchmal mit den übelsten Figuren zusammensetzen. Aber die USA tun dies aus einer Position der Schwäche. Nur schon um die Russen gesprächswillig zu stimmen, kapitulieren die Amerikaner in zentralen Fragen. Der neue Verteidigungsminister Pete Hegseth formulierte diese Punkte gleichentags bei seinem Antrittsbesuch in Europa: Die Ukraine muss im Rahmen einer Friedenslösung auf Territorien verzichten und darf der Nato nicht beitreten.
Mehr noch: Die USA ziehen sich in Europa, ganz wie es Putin vor dem Krieg gefordert hatte, auf eine Nebenrolle zurück. «Klare strategische Realitäten verunmöglichen es den Vereinigten Staaten, Hauptgarant der Sicherheit in Europa zu sein», sagte Hegseth in Brüssel. Das ist eine Zäsur nach acht Jahrzehnten amerikanischer Dominanz in der Sicherheitsarchitektur des Kontinents.
Konkret bedeutet es laut dem Pentagonchef, dass sich die USA weder an einer Schutztruppe zur Absicherung eines Waffenstillstands in der Ukraine beteiligen werden noch den Europäern eine Hilfszusage geben für den Fall, dass ihre Friedenskontingente unter russischen Beschuss kommen. Europa muss alleine schauen, wie es mit der russischen Gefahr zurecht kommt, während Amerika sich auf China und den Pazifikraum konzentrieren will. Die Nato besteht formal zwar weiter. Aber ohne amerikanische Rückendeckung in der zentralen Sicherheitsfrage des Kontinents droht die ganze Konstruktion auseinanderzubrechen.
Putin kann sich angesichts der amerikanischen Konzessionen beglückwünschen. Es liegt in der Logik von Verhandlungen, dass dies erst ein Vorgeschmack ist und Russland noch weit mehr herausholen wird. Putin will sich nicht mit einem blossen Einfrieren des Krieges begnügen, sondern fordert grössere territoriale Zugeständnisse, einen Regierungswechsel in Kiew und die weitgehende Abrüstung der ukrainischen Armee. Möglicherweise ist sein Appetit nun so sehr geweckt, dass er die Unterwerfung der gesamten Ukraine anstrebt. Amerikanisches Desinteresse und europäische Führungslosigkeit dürften ihn in seinen Maximalforderungen bestärken.
Wie leicht sich Trump, der prahlerische «Meister der Verhandlungskunst», über den Tisch ziehen lässt, hat Putin im Kleinen soeben erlebt: In einem Gefangenenaustausch erreichte der Kreml diese Woche die Freilassung eines in den USA inhaftierten Russen. Der Mann hat Verbindungen zum Regime, ist ein Milliardenbetrüger und prominenter Cyber-Krimineller. Im Gegenzug musste Moskau nur einen kleinen Fisch hergeben, einen wegen einer Lappalie in die Mühlen der russischen Justiz geratenen amerikanischen Lehrer. Für Trump spielt das keine Rolle; wichtiger war ihm, die Befreiung dieser Geisel als Grosserfolg herausposaunen zu können.
Putin steht nicht unter Druck
Derselbe Drang des Weissen Hauses, vorschnell einen Durchbruch zu vermelden, dürfte sich auch im Grossen zeigen, in den kommenden Friedensverhandlungen. Darin liegt allerdings auch die Quelle eines möglichen Scheiterns. Trump und Putin verfolgen letztlich sehr unterschiedliche Ziele.
Während dem Amerikaner ein rascher Waffenstillstand wohl am liebsten ist, um sich dann anderen Dingen zuwenden zu können, hat der Kreml ein Interesse daran, auf Zeit zu spielen. Militärisch steht Russland nicht unter Druck zu schnellen Kompromissen. Es kann den Preis für einen Waffenstillstand immer weiter hochtreiben, unter anderem mit der Forderung nach einem Ende der Sanktionen. Gut möglich ist zugleich, dass Putin in vorgespielter Kompromissbereitschaft einer temporären Waffenruhe zustimmt, aber Sicherheitsgarantien für die Ukraine verhindert. Das Resultat wäre ein Scheinfrieden und ein sicherheitspolitisches Vakuum, in dem Russland militärisch jederzeit von neuem zuschlagen könnte.
Das letzte Gipfeltreffen mit Russland sollte den Amerikanern eine bittere Lehre sein. Das Gespräch zwischen Biden und Putin im Juni 2021 in Genf wurde in vielen Medien als weltpolitisches Grossereignis dargestellt, aber seine wahre Bedeutung erschloss sich erst später: Es diente den Russen als Mittel der Täuschung, zum Vorgaukeln von Kooperation, während sie in Wirklichkeit bereits den Überfall auf die Ukraine planten. Trump argumentiert selbstverständlich, dass ihm dies nie passiert wäre. Aber seine eigenen Gipfel-Erfahrungen mahnen zur Skepsis. Aus Gier zur Selbstdarstellung traf er sich 2018 mit dem Diktator Kim Jong Un und erklärte die nordkoreanische Gefahr danach für beseitigt. In Wirklichkeit ist die Bedrohung durch Kims Atomwaffen seither weiter gewachsen.
Früher oder später wird Trump erkennen müssen, dass seine Verhandlungsmacht gegenüber Russland zu gering ist, um einen auch für die USA günstigen Frieden zu erreichen. Er ist bisher vor allem mit Nachgiebigkeit aufgefallen. Als mögliche Druckmittel hat er lediglich wirtschaftliche Instrumente ins Spiel gebracht, primär die Idee, Russlands Erdöleinnahmen zu bremsen. Aber Putin hat zur Genüge bewiesen, dass er die Wirtschaft seinen machtpolitischen Zielen unterordnet und Sanktionen zu unterlaufen vermag. Beeindrucken werden ihn nur die Entwicklungen auf dem Schlachtfeld. Trump will bisher nichts von weiterer amerikanischer Militärhilfe an die Ukraine wissen, aber dies wäre das stärkste Druckmittel, um die Russen kompromisswillig zu stimmen.
Europa muss sein Schicksal in die eigene Hand nehmen
Mit einem raschen Umdenken in Washington ist nicht zu rechnen. Anders als in seiner ersten Amtszeit wird Trumps Appeasement-Kurs weder von besonnenen Beratern noch von einer innerparteilichen Opposition konterkariert. Soeben hat der Präsident seinen Ukraine-Sondergesandten Keith Kellogg auf ein Nebengleis geschoben – jenen Mitarbeiter, der bisher am deutlichsten von der Notwendigkeit einer starken, mit westlichen Waffen ausgerüsteten Ukraine gesprochen hatte.
In der Republikanischen Partei herrschen zudem Duckmäusertum und Angst vor dem Zorn des Präsidenten. Hatten gradlinige Sicherheitspolitiker der Partei vor acht Jahren noch unbeirrt Russland-Sanktionen hinter dem Rücken Trumps beschlossen, so ist dieses Lager heute fast unhörbar. Nichts illustriert den Wandel drastischer als die Senatsabstimmung über die neue Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard, eine unverhohlen Kreml-freundliche, zu Verschwörungstheorien neigende und sich vor allem durch ihre Trump-Loyalität auszeichnende Politikerin. In der «klassischen» Grand Old Party hätte jemand wie sie keine Chance auf eine solche Schlüsselposition gehabt. Nun jedoch war der 83-jährige frühere Senatsführer Mitch McConnell der einzige Republikaner, der sich zu einem Nein aufraffen konnte.
Europa kann die Zeitenwende in Washington bedauern, aber muss sie als Realität anerkennen. Dies bedeutet, die von Amerika hinterlassene sicherheitspolitische Lücke notdürftig auszufüllen. Derzeit ist nicht erkennbar, wie sich die Europäer ohne die Führung und die militärische Macht Amerikas zusammenraufen könnten. Auch in manchen europäischen Hauptstädten wird die Versuchung gross sein, den Wählern eine Pseudo-Diplomatie oder einen Scheinfrieden als Lösung zu verkaufen. Aber an höheren Militärausgaben, einer Ankurbelung der Rüstungsindustrie, einer Stärkung der Ukraine und der Bereitschaft zur Schaffung einer Schutztruppe für dieses Land wird nichts vorbeiführen, wenn Europa eine glaubwürdige Kulisse der Abschreckung gegen Putins Imperialismus aufbauen will.
Es ist die Zeche für jahrzehntelange Versäumnisse und Illusionen über Russland. Die brutale Alternative lautet, den vermeintlichen «Friedenskontinent» Europa langfristig in einen Hort der Unsicherheit zu verwandeln.
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Re: Ukraine Konflikt
liegt vielleicht daran, dass die Kriegsblogger sich bei Ende des Konflikts ein neues Hobby suchen müsstenHarun hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 07:51 Dafür dürfen unsere Soldaten ja in der DMZ sitzen.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Hardliner auf eine erneute Eskalation hoffen, nur damit sie im Recht bleiben.
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Re: Ukraine Konflikt
Corona, Klima, Ukraine, AfD - da gibts doch schnell was neues.BREITLING hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 15:00liegt vielleicht daran, dass die Kriegsblogger sich bei Ende des Konflikts ein neues Hobby suchen müsstenHarun hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 07:51 Dafür dürfen unsere Soldaten ja in der DMZ sitzen.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Hardliner auf eine erneute Eskalation hoffen, nur damit sie im Recht bleiben.
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Re: Ukraine Konflikt
Hast du wirklich etwas anderes erwartet? Ich habe schon vor Monaten nein Jahren gesagt, dass es das Ziel der USA ist, Europa abhängig zu machen und von Russland zu spalten. Genau das haben sie erreicht. Europa ist heruntergewirtschaftet und Spinnenfeind mit Russland und die liebe USA versöhnt sich nun Brüderlich und profitiert, während EU mal wieder leer ausgeht und wieder am Kindertisch platz nehmen darf..Skagerath hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 14:54 https://www.nzz.ch/meinung/trump-strebt ... ld.1870912
Da ja die NZZ nicht gerade als "linksgrüne Systemgünstlingspresse" bekannt ist kann sich das ja auch durch auch der eine andere Systemkritiker durchlesen und auf sich wirken lassen, sprich was das was Trump und Putin da zu zweit vereinbaren für Europa und die Ukraine am Ende auf längere Sicht bedeuten könnte."Die Grossen wollen sich direkt einigen, die Kleinen kommen unter die Räder: Der Verrat an der Ukraine nimmt seinen Lauf
Die USA lassen die Ukraine im Stich und schieben das Problem an die überforderten Europäer ab. Präsident Trump setzt damit sein Wahlkampfversprechen um. Ein echter Frieden rückt in weite Ferne.
Dass der Wahlsieg Donald Trumps einen Kurswechsel in der amerikanischen Ukraine-Politik auslösen würde, war immer klar. Trump hatte im Wahlkampf deutlich genug gemacht, dass ihm die Zukunft dieses fernen Landes egal ist und er die Dollarmilliarden für den Abwehrkampf gegen Russland als reine Verschwendung betrachtet.
Nun hat er in einem langen Telefonat mit dem Kremlchef Putin den ersten Schritt zur Umsetzung seiner Ideen unternommen: Die USA und Russland haben sich auf die sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen geeinigt. Diese finden vorerst über die Köpfe der Ukrainer hinweg statt – geplant sind Treffen zwischen amerikanischen und russischen Delegationen, auch Gipfeltreffen in Moskau und Washington. Putin darf bereits davon träumen, den amerikanischen Präsidenten im Mai bei den Prunkfeiern zum Sieg gegen Nazideutschland vor 80 Jahren auf der Ehrentribüne am Roten Platz zur Seite zu haben.
Trump stellt das Ganze als grossen Schritt in Richtung Frieden dar, aber zunächst hat er einfach dem Feind des Westens einen Prestigeerfolg zugeschanzt: Putin wird faktisch rehabilitiert; dass er der grösste Kriegsverbrecher der Gegenwart ist, findet mit keinem Wort mehr Erwähnung. Zudem entspricht das Vorgehen Trumps ganz Putins Weltsicht – die Grossen teilen die Macht und ihre Einflusssphären untereinander auf; die Kleinen und Schwachen sind lediglich Manövriermasse. Putin erobert sich den ersehnten Platz am Tisch der Weltmächte zurück.
Amerika zieht sich in Europa auf eine Nebenrolle zurück
Gewiss: Um Leben zu retten und Frieden zu erreichen, muss man sich manchmal mit den übelsten Figuren zusammensetzen. Aber die USA tun dies aus einer Position der Schwäche. Nur schon um die Russen gesprächswillig zu stimmen, kapitulieren die Amerikaner in zentralen Fragen. Der neue Verteidigungsminister Pete Hegseth formulierte diese Punkte gleichentags bei seinem Antrittsbesuch in Europa: Die Ukraine muss im Rahmen einer Friedenslösung auf Territorien verzichten und darf der Nato nicht beitreten.
Mehr noch: Die USA ziehen sich in Europa, ganz wie es Putin vor dem Krieg gefordert hatte, auf eine Nebenrolle zurück. «Klare strategische Realitäten verunmöglichen es den Vereinigten Staaten, Hauptgarant der Sicherheit in Europa zu sein», sagte Hegseth in Brüssel. Das ist eine Zäsur nach acht Jahrzehnten amerikanischer Dominanz in der Sicherheitsarchitektur des Kontinents.
Konkret bedeutet es laut dem Pentagonchef, dass sich die USA weder an einer Schutztruppe zur Absicherung eines Waffenstillstands in der Ukraine beteiligen werden noch den Europäern eine Hilfszusage geben für den Fall, dass ihre Friedenskontingente unter russischen Beschuss kommen. Europa muss alleine schauen, wie es mit der russischen Gefahr zurecht kommt, während Amerika sich auf China und den Pazifikraum konzentrieren will. Die Nato besteht formal zwar weiter. Aber ohne amerikanische Rückendeckung in der zentralen Sicherheitsfrage des Kontinents droht die ganze Konstruktion auseinanderzubrechen.
Putin kann sich angesichts der amerikanischen Konzessionen beglückwünschen. Es liegt in der Logik von Verhandlungen, dass dies erst ein Vorgeschmack ist und Russland noch weit mehr herausholen wird. Putin will sich nicht mit einem blossen Einfrieren des Krieges begnügen, sondern fordert grössere territoriale Zugeständnisse, einen Regierungswechsel in Kiew und die weitgehende Abrüstung der ukrainischen Armee. Möglicherweise ist sein Appetit nun so sehr geweckt, dass er die Unterwerfung der gesamten Ukraine anstrebt. Amerikanisches Desinteresse und europäische Führungslosigkeit dürften ihn in seinen Maximalforderungen bestärken.
Wie leicht sich Trump, der prahlerische «Meister der Verhandlungskunst», über den Tisch ziehen lässt, hat Putin im Kleinen soeben erlebt: In einem Gefangenenaustausch erreichte der Kreml diese Woche die Freilassung eines in den USA inhaftierten Russen. Der Mann hat Verbindungen zum Regime, ist ein Milliardenbetrüger und prominenter Cyber-Krimineller. Im Gegenzug musste Moskau nur einen kleinen Fisch hergeben, einen wegen einer Lappalie in die Mühlen der russischen Justiz geratenen amerikanischen Lehrer. Für Trump spielt das keine Rolle; wichtiger war ihm, die Befreiung dieser Geisel als Grosserfolg herausposaunen zu können.
Putin steht nicht unter Druck
Derselbe Drang des Weissen Hauses, vorschnell einen Durchbruch zu vermelden, dürfte sich auch im Grossen zeigen, in den kommenden Friedensverhandlungen. Darin liegt allerdings auch die Quelle eines möglichen Scheiterns. Trump und Putin verfolgen letztlich sehr unterschiedliche Ziele.
Während dem Amerikaner ein rascher Waffenstillstand wohl am liebsten ist, um sich dann anderen Dingen zuwenden zu können, hat der Kreml ein Interesse daran, auf Zeit zu spielen. Militärisch steht Russland nicht unter Druck zu schnellen Kompromissen. Es kann den Preis für einen Waffenstillstand immer weiter hochtreiben, unter anderem mit der Forderung nach einem Ende der Sanktionen. Gut möglich ist zugleich, dass Putin in vorgespielter Kompromissbereitschaft einer temporären Waffenruhe zustimmt, aber Sicherheitsgarantien für die Ukraine verhindert. Das Resultat wäre ein Scheinfrieden und ein sicherheitspolitisches Vakuum, in dem Russland militärisch jederzeit von neuem zuschlagen könnte.
Das letzte Gipfeltreffen mit Russland sollte den Amerikanern eine bittere Lehre sein. Das Gespräch zwischen Biden und Putin im Juni 2021 in Genf wurde in vielen Medien als weltpolitisches Grossereignis dargestellt, aber seine wahre Bedeutung erschloss sich erst später: Es diente den Russen als Mittel der Täuschung, zum Vorgaukeln von Kooperation, während sie in Wirklichkeit bereits den Überfall auf die Ukraine planten. Trump argumentiert selbstverständlich, dass ihm dies nie passiert wäre. Aber seine eigenen Gipfel-Erfahrungen mahnen zur Skepsis. Aus Gier zur Selbstdarstellung traf er sich 2018 mit dem Diktator Kim Jong Un und erklärte die nordkoreanische Gefahr danach für beseitigt. In Wirklichkeit ist die Bedrohung durch Kims Atomwaffen seither weiter gewachsen.
Früher oder später wird Trump erkennen müssen, dass seine Verhandlungsmacht gegenüber Russland zu gering ist, um einen auch für die USA günstigen Frieden zu erreichen. Er ist bisher vor allem mit Nachgiebigkeit aufgefallen. Als mögliche Druckmittel hat er lediglich wirtschaftliche Instrumente ins Spiel gebracht, primär die Idee, Russlands Erdöleinnahmen zu bremsen. Aber Putin hat zur Genüge bewiesen, dass er die Wirtschaft seinen machtpolitischen Zielen unterordnet und Sanktionen zu unterlaufen vermag. Beeindrucken werden ihn nur die Entwicklungen auf dem Schlachtfeld. Trump will bisher nichts von weiterer amerikanischer Militärhilfe an die Ukraine wissen, aber dies wäre das stärkste Druckmittel, um die Russen kompromisswillig zu stimmen.
Europa muss sein Schicksal in die eigene Hand nehmen
Mit einem raschen Umdenken in Washington ist nicht zu rechnen. Anders als in seiner ersten Amtszeit wird Trumps Appeasement-Kurs weder von besonnenen Beratern noch von einer innerparteilichen Opposition konterkariert. Soeben hat der Präsident seinen Ukraine-Sondergesandten Keith Kellogg auf ein Nebengleis geschoben – jenen Mitarbeiter, der bisher am deutlichsten von der Notwendigkeit einer starken, mit westlichen Waffen ausgerüsteten Ukraine gesprochen hatte.
In der Republikanischen Partei herrschen zudem Duckmäusertum und Angst vor dem Zorn des Präsidenten. Hatten gradlinige Sicherheitspolitiker der Partei vor acht Jahren noch unbeirrt Russland-Sanktionen hinter dem Rücken Trumps beschlossen, so ist dieses Lager heute fast unhörbar. Nichts illustriert den Wandel drastischer als die Senatsabstimmung über die neue Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard, eine unverhohlen Kreml-freundliche, zu Verschwörungstheorien neigende und sich vor allem durch ihre Trump-Loyalität auszeichnende Politikerin. In der «klassischen» Grand Old Party hätte jemand wie sie keine Chance auf eine solche Schlüsselposition gehabt. Nun jedoch war der 83-jährige frühere Senatsführer Mitch McConnell der einzige Republikaner, der sich zu einem Nein aufraffen konnte.
Europa kann die Zeitenwende in Washington bedauern, aber muss sie als Realität anerkennen. Dies bedeutet, die von Amerika hinterlassene sicherheitspolitische Lücke notdürftig auszufüllen. Derzeit ist nicht erkennbar, wie sich die Europäer ohne die Führung und die militärische Macht Amerikas zusammenraufen könnten. Auch in manchen europäischen Hauptstädten wird die Versuchung gross sein, den Wählern eine Pseudo-Diplomatie oder einen Scheinfrieden als Lösung zu verkaufen. Aber an höheren Militärausgaben, einer Ankurbelung der Rüstungsindustrie, einer Stärkung der Ukraine und der Bereitschaft zur Schaffung einer Schutztruppe für dieses Land wird nichts vorbeiführen, wenn Europa eine glaubwürdige Kulisse der Abschreckung gegen Putins Imperialismus aufbauen will.
Es ist die Zeche für jahrzehntelange Versäumnisse und Illusionen über Russland. Die brutale Alternative lautet, den vermeintlichen «Friedenskontinent» Europa langfristig in einen Hort der Unsicherheit zu verwandeln.
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Re: Ukraine Konflikt
gerade nen interview mit Reisner gesehen, es könnte sein das die Meldung (aus Sicht der Ukraine lassen die USA sie fallen) einen demoralisierenden Effekt auf die Fronttruppe hat und deren Zusammenbruch beschleunigt.
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Re: Ukraine Konflikt
Würde mich auch für die Ukrainer freuen, wenn es zum Frieden kommt.Harun hat geschrieben: zum Beitrag navigieren13. Feb 2025, 12:26 Euch kann man es auch nicht recht machen
Würde mich jedenfalls für die Ukrainer freuen, wenn der Konflikt endlich zu einem Ende kommt. Denke, das sollte an erster Stelle stehen.
Aber die Folgen eines solchen Friedens: Keine Sicherheitsgarantien, kein NATO-Beitritt, dazu Gebietsabtretungen - keine Frage, aus Sicht von 2022 hätte man weit mehr verlieren können, aber stimmt halt auch nicht gerade optimistisch für die Zukunft; vor allem, solange sich in Russland noch Ex-Hardliner aus der Zeit des roten Reiches an der Macht halten.
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Re: Ukraine Konflikt
hammer, der Typ will eine Notlage nach Artikel 115 Grundgesetz erklären damit er Schulden machen kann um den aussichtslosen Krieg in der Ukraine irgendwie weiter laufen zu lassen. Der Mann tickt nicht mehr richtig !
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/p ... 8e10&ei=13Der SPD-Politiker forderte zum einen eine Reform der Schuldenbremse, um Investitionen in Sicherheit und Verteidigung davon auszunehmen. "Zweitens, der Bundestag sollte schnellstmöglich an Beschluss fassen, wonach der Krieg in der Ukraine und seine schwerwiegenden Folgen für die Sicherheit Deutschlands und Europas als Notlage im Sinne des Artikel 115 Absatz 2 des Grundgesetzes eingestuft werden." Das führe dazu, dass die "Unterstützung für die Ukraine, die heute wichtiger ist denn je, nicht länger zu Lasten der anderen Aufgaben geht", die der deutsche Staat gegenüber den eigenen Bürgern zu erfüllen habe, sagte er. "Drittens, wir werden die Diskussion innerhalb der Europäischen Union voranbringen, wie wir Investitionen in unsere Verteidigung und den Aufbau einer starken europäischen Verteidigungsindustrie wirklich hinbekommen", so Scholz.
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Re: Ukraine Konflikt
Das verlangt er schon lange.
Aber die Schuldenbremse fickt uns ja eh an jeder Stelle.
Simpli hat heute erst dazu nen gutes Video veröffentlicht...
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Re: Ukraine Konflikt
Abwarten. Bisher kam von den Vertretern der aktuellen US-Regierung teilweise viel widersprüchliches Zeug. Der stellvertr. Ukraine-Beauftragte des Präsidenten widerspricht öffentlich dem Verteidigungsminister in der Nato-Frage lol. Da ist nix abgestimmt.
Trump redet extrem viel Stuss. Laut ihm soll es ja in München Gespräche mit den Russen geben, dabei sind nicht einmal russische Vertreter akkreditiert, es wurden nicht mal Visa ausgestellt. Reisen die illegal ein und treffen sich inoffiziell im Bierkeller oder labert er wieder mal nur irgendwas?
Natürlich muss Europa eigenständiger werden, aber wie nachhaltig diese zweite Trump-Regierung wirklich wird, ist völlig unklar.
Es gab schon 2016 viel Tamtam und kaum Impact, und diesmal ist er auch noch eine Lame Duck.
Trump redet extrem viel Stuss. Laut ihm soll es ja in München Gespräche mit den Russen geben, dabei sind nicht einmal russische Vertreter akkreditiert, es wurden nicht mal Visa ausgestellt. Reisen die illegal ein und treffen sich inoffiziell im Bierkeller oder labert er wieder mal nur irgendwas?
Natürlich muss Europa eigenständiger werden, aber wie nachhaltig diese zweite Trump-Regierung wirklich wird, ist völlig unklar.
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Re: Ukraine Konflikt
Es ist echt ein Running Gag.
Die Fehlkonstruktion des RBMK Reaktors geht auf zwei Russen zurück, ein Russe war verantwortlich für die Fehlentscheidungen in der Nacht der Kernschmelze, Russen haben das Ausmaß so lange verschleiert, bis es quasi maximal war.
Die Gelder u.a. für den Sarkophag kamen dann aus dem dekadenten Westen, und den machen die Russen jetzt wieder kaputt.
Es ist wirklich tragisch, wie diese Nation so eine Entwicklung nehmen konnte.
Die Fehlkonstruktion des RBMK Reaktors geht auf zwei Russen zurück, ein Russe war verantwortlich für die Fehlentscheidungen in der Nacht der Kernschmelze, Russen haben das Ausmaß so lange verschleiert, bis es quasi maximal war.
Die Gelder u.a. für den Sarkophag kamen dann aus dem dekadenten Westen, und den machen die Russen jetzt wieder kaputt.
Es ist wirklich tragisch, wie diese Nation so eine Entwicklung nehmen konnte.