Buch Nummer 32
Haben oder Sein Von Erich Fromm
Interessantes Werk, insbesondere auch in Anbetracht des Alters. Viele Themen haben ihre Aktualität nicht verloren, aber das führt auch ein bisschen zu meiner Kritik: Während das Werk wohl in Deutschland als intellektuelle Basis für die Gründung der Grünen diente, sind etliche Dinge, die er aufzeigt, in den letzten 50 Jahren doch anders gekommen als von ihm befürchtet und einiges, was er sich gewünscht hat, ist gekommen. Die Menschen hatten noch nie so ein hohes Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit, noch nie gab es so viele Möglichkeiten für Achtsamkeit, "work life balance" und der Kapitalismus hat tausende Menschen aus der Armut geholt, während der Ressourcenverbrauch immer weiter optimiert wurde.Das neben der ›Kunst des Liebens‹ berühmteste und bedeutendste Buch Erich Fromms
1976, vier Jahre vor seinem Tod, erschien mit ›Haben oder Sein‹ das neben der ›Kunst des Liebens‹ berühmteste und bedeutendste Buch Erich Fromms, in dem er Gedankengänge früherer Werke bewusst anschaulich und prägnant resümiert. In seiner Darstellung steht die Existenzweise des Habens für die Übel der gegenwärtigen Zivilisation, die des Seins aber für die Möglichkeit eines erfüllten, nicht entfremdeten Lebens. Der Mensch, der nicht mehr vom Haben, sondern vom Sein bestimmt wird, kommt zu sich selbst, entfaltet eine innere Aktivität, die nicht mit purer Geschäftigkeit zu verwechseln ist, und kann seine menschlichen Fähigkeiten produktiv einsetzen.
Nichtsdestotrotz sind die Menschen nicht glücklicher und die Gesellschaft scheint den Bach runter zu gehen. Das spricht für ein Gesamtgesellschaftliches Problem, das es zu lösen gilt. Fromm spricht es nicht an, weil er es entweder nicht so sieht oder als zu komplex befindet. Auf jeden Fall nichts für ein populärwissenschaftliches Buch.
Sicher sind Fromms Vorschläge und Ideen sehr lobenswert, aber ich habe die teilweise lächelnd als Träumerei abgestempelt. Auch wenn man sie gut zum Reflektieren nehmen kann und ihr Sinn nicht zu mindern ist.
Einige Male ging mir dieses "das brauch ich gar nicht auszuführen, das hab ich meinen 10 Büchern schon beschrieben" auf die Nerven und manchmal, insbesondere bei der Beschreibung von Haben und Sein in der Realität kam mir die Argumentation etwas dünn vor.
Trotz allem fand ich es ganz nett und es ist auch recht kurz. Von daher eine Empfehlung von mir.