H_D hat geschrieben: zum Beitrag navigieren31. Okt 2024, 19:33
Einige von euch stecken ja ziemlich tief in der Materie - Respekt.
Mich würde mal interessieren wie ihr Cardio für einen Pumper gestalten würdet? Viel Zone2 mit gelegentlich HIIT, ausschließlich Zone2?
Ziel ist einfach neben dem Pumpen das Bestmögliche für die Gesundheit rauszuholen ohne dass das Gewichtstraining darunter leidet
@labil hat da schon ein paar auch in meinen Augen sinnvolle Ansatzpunkte geliefert (und scheinbar Outlived von Peter Attia gelesen - zumindest kommen mir die Inhalte sehr bekannt vor). Ich würde bei der Beantwortung der Frage zunächst zurückfragen, wie ausführlich du die Antwort haben möchtest, wie viel Trainingszeit (neben dem Krafttraining) für das zusätzliche Cardiotraining zur Verfügung steht und wie das Kraft-/Hypertrophietraining in Sachen Frequenz, Split etc. gestaltet ist.
Ich würde auch ein Training bei unterschiedlichen Intensitäten empfehlen, aber die Trainingsintensitätsverteilung würde ich nicht von vornherein auf 80/20 festlegen und als polarisiert gesetzt sehen. Bei hohen Umfängen? Ja, klar, da macht das Sinn! Wenn jemand in der Woche gerade mal 60-120 Minuten für sein Cardiotraining investieren kann, ist er aber evtl. anders besser beraten.
Ich würde im HIIT-Bereich auch nicht stumpf immer dasselbe VO2max-Protokoll abfahren. Anpassungen im Sport sind spezifisch und ja, das 4x4' Protokoll ist gut, aber es ist nicht das einzige gute und vermutlich(!) werden die Trainingsanpassungen mit der Zeit immer geringer ausfallen (sich asymptotisch dem individuellen Maximum annähern) und dann ist man ein supertoller 4min-Intervallfahrer, aber seine VO2max kann man dann vermutlich effizienter mit anderen Protokollen leichter weiter verbessern, an deren Trainingsreize man noch nicht so stark angepasst ist. Ich würde in diesem Bereich deshalb regelmäßig verschiedene Protokolle durchcyclen. Um in diesem Bereich mit maximaler Effizienz zu trainieren, kann sich auch eine Leistungsdiagnostik lohnen - das muss keine teure Spiroergometrie sein, ein einfacher FTP-Test reich hier schon aus, bzw. ist vielleicht sogar einfacher, damit man tatsächlich im richtigen Bereich trainiert (und sich nicht in den ersten beiden Intervallen so abschießt, dass man sich die folgenden Intervalle besser gleich sparen kann).
Andere Protokolle sind z.B. das klassische 3x8'/3 oder Ronnestads 3x13x30/15er ... und natürlich kann man auch 5x4' fahren. Bei allen VO2max Protokollen, die Belastungen von 4 oder mehr Minuten pro Intervall vorsehen, würde ich außerdem auf einen "quick start" setzen, um mehr Zeit >90% der VO2max zu vebringen (was einer der wichtigsten Driver für Anpassungen in diesen Protokollen ist).
Ich würde mir auch über die Modalitäten Gedanken machen. Laufen hat generell einen recht guten Bang for the Buck, geht aber aufgrund der exzentrischen Belastung mit dem größten Impact auf die Regeneration (bei gleicher Intensität) einher und würde vermutlich das Kraft-/Hypertrophietraining am ehesten negativ beeinflussen (auch, wenn - wie
@labil richtig schreibt - der Interferenzeffekt weniger relevant ist, als viele für lange Zeit gedacht haben). Ein Fahrrad oder für die Intervalle besser ein Radergometer oder - mMn (dazu gleich mehr) - besser ein Airbike sind beides "low skill" Modalitäten, bei denen man sich sehr gut verausgaben kann, ohne dass ein Technikeinbruch problematisch werden kann (verletzungsbedingt). Ein Ruderergometer ist auch eine gute Wahl, aber die Technik ist dabei anspruchsvoller als bei einem Radergometer oder einem Airbike.
Grundsätzlich führt so ein Cardiotraining zu zentralen (Volumen des linken Ventrikels, Hypertrophie und Flexibilität des Herzmuskels) und peripheren (Kapillarisierung der beanspruchten Muskulatur, Menge und Effizienz der Mitochondrien in der benaspruchten Muskulatur) Anpassungen. Für die zentralen Anpassungen ist die Modalität egal, für die peripheren Anpassungen jedoch nicht. Will man bspw. die vielen und gut funktionierenden Mitochondrien nur in den Beinen? Dann reicht das Radergometer. Will man solche Anpassungen lieber "global", dann würde ich eher zu einem Airbike raten, wenn man die Technik beherrscht (oder bereit ist, da ein bisschen Zeit zu investieren) auch ein Ruderergometer. Darüber hinaus kann man das Training aber natürlich auch im Rahmen eines WODs programmieren und z.B. 4x4'-Intervalle mit Barbell-Cycling oder Burpees absolvieren und bei einer richtig gewählten Belastungsintensität und Pace kann man eigentlich auch Zone 2 Training als mixed modality Training aufbauen.
Um den Interferenzeffekt möglichst gering zu halten, würde ich dann versuchen, nach den Kraftsessions mindestens 3-6 Std. Pause einzulegen, nach längeren Cardioeinheiten oder HIIT/SIT-Sessions besser 12 Std., nach Zone 2 Einheiten <60min reichen vermutlich auch <6 Std.