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Road to Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

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Zotto
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.30 Marathon an der Costa Blanca?

Höfer hat geschrieben: zum Beitrag navigieren6. Okt 2024, 17:05 3:29:13, wollen schon ehrlich bleiben *jaja*
Aber sub 3:30, starke Leistung Kamerad 🥳🫡🏃🏼🏁
Meine Nettozeit ist 3.28.29. Wäre doch totaler Quatsch Brutto zu nehmen. Netto ist meine Zeit vom Überschreiten der Startlinie bis ins Ziel. #05#

Danke für deine Glückwünsche :D hat sich doch gelohnt anzutreten. Wobei ich jetzt natürlich auch erstmal 2 Tage pausieren muss.
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Zotto
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.30 Marathon an der Costa Blanca?

Vielen Dank an alle Gratulanten hier im Log. :winke: Weiß ich sehe zu schätzen. Ihr wurdet ja sogar durch Live Infos versorgt. Super Sache @To_be_ass und @Knolle :up:
Bin gerade zuhause angekommen und lege erstmal die Beine hoch. An einen Bericht setze ich mich morgen. Mit Sport wird es die nächsten Tage ohnehin nichts.
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Höfer
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.30 Marathon an der Costa Blanca?

Zotto hat geschrieben: zum Beitrag navigieren6. Okt 2024, 17:34
Höfer hat geschrieben: zum Beitrag navigieren6. Okt 2024, 17:05 3:29:13, wollen schon ehrlich bleiben *jaja*
Aber sub 3:30, starke Leistung Kamerad 🥳🫡🏃🏼🏁
Meine Nettozeit ist 3.28.29. Wäre doch totaler Quatsch Brutto zu nehmen. Netto ist meine Zeit vom Überschreiten der Startlinie bis ins Ziel. #05#

Danke für deine Glückwünsche :D hat sich doch gelohnt anzutreten. Wobei ich jetzt natürlich auch erstmal 2 Tage pausieren muss.
Ich kenne das so:
Brutto mit Pausen (Trinken, Pinkeln usw.)
Netto reine Laufzeit
Daher zählt für mich IMMER Brutto, sonst kann ich ja an jeder VP 5min Pause machen und Laufe dann weiter.
Die Gewinner/ Rekorde werden auch alle Brutto gemessen.

Bei deiner Leistung auch drei Tage :)

Auf den Bericht freue ich mich auch.
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LOG: viewtopic.php?t=272
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Zotto
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.30 Marathon an der Costa Blanca?

Dann ist das wohl einfach missverständlich. Netto im normalen Straßenmarathon unterscheidet sich vom Brutto nur dadurch, dass für jeden die Zeit zwischen Startlinie und Ziel gewertet wird. Pinkeln, Verpflegung oder Pausen gehen genauso in die Nettozeit ein wie in die Brutto. Du musst dir das ja so vorstellen, dass hier beim Marathon 6000 Läufer vor dem Start stehen. Wenn man da nicht Netto werten würde, bekämen nur die ersten 50 Läufer direkt auf der Startlinie ihre reale Zeit. Die Leute hinter den Profis brauchen vom Startschuss an ja bis zu 10-15 Minuten, bis sie mal nach vorne zur Startlinie aufgerückt sind. Ich war in Startgruppe 1 und habe dennoch fast 90 Sekunden gebraucht, um überhaupt am Start anzukommen.
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Höfer
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.30 Marathon an der Costa Blanca?

Dann war das Unwissen meiner Seiten, danke für die Aufklärung. Ich bitte um Entschuldigung :)
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Zotto
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Bildschirmfoto 2024-10-06 um 21.45.23.png
:guenni:
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Barbellmonkey
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Gratulation zu der top Leistung!
Krafttraining und Laufen --> LOG
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Stewardess
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Hammer Zeit!

Gratulation!
genetiKK hat geschrieben: zum Beitrag navigieren23. Sep 2024, 22:22 Wäre ich Kanzler wäre meine erste Amtshandlung die Respektschelle als straffrei einzuführen. Hat noch niemanden geschadet, erst Recht in der heutigen Gesellschaft nicht.
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Christoph
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Stark, gratulation!
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Zotto
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Köln Marathon 2024: Totgesagte leben länger und rennen Sub 3.30
Bildschirmfoto 2024-10-07 um 15.11.52.png
An dieser Stelle folgt erstmal der gewohnte und gewünschte Race-Report zum Marathon-Event des Jahres in der Stadt der brüderlichen Liebe am Rhein. Glücklicherweise war ich bereits am Vortag angereist und konnte es mir nach den elenden Wirren der Startnummernausgabe im Hotelbett gemütlich machen. Obwohl ich bereits um 14 Uhr einchecken und Richtung Marathon Expo aufbrechen konnte, wurde die Zeit hintenraus etwas knapp. Die Kölner Stadtbahn bewies eine ähnliche Zuverlässigkeit wie die allseits geschätzte Bundesbahn. Nachdem drei Takte komplett ausgefallen waren, sammelten sich natürlich immer mehr Fahrgäste und man konnte sich nach 30 minütiger Wartezeit gemeinsam für 40 Minuten Fahrt eng aneinander kuscheln. Auf dem Rückweg nochmal genau der gleiche Spaß. Habe an dem Tag immerhin 12k Schritte gesammelt. Die Expo war relativ unspektakulär - hoffe da erlebe ich in Valencia mal etwas mehr Angebot. Eigentlich hatte ich auch alles bereits und bin daher schnell wieder abgezogen. Als Abendessen dann eine thailändische Nudelsuppe und reichlich Sushi geladen. Im Hotel gab es sogar noch drei Kinder Maxi King. Der Körper strotzte nur so vor überschüssiger Energie! :guenni: Zufrieden eingeschlafen und morgens bei bestem Marathon-Wetter (10 Grad und ein steter Wechsel zwischen Sonne und Wolken) aufgewacht. Gefrühstückt wurde neben zwei großen Kaffee, die den Stuhlgang einleiten sollten, Croissants mit Marmelade sowie eine Banane. Klingt minimalistisch, ist allerdings gut erprobt. Bin dann Richtung Dom marschiert und habe mich in einen Zug aus unzähligen Läufern eingereiht, die alle ihre Kleiderbeutel abgeben wollten. Auf dem Weg kamen schon die ersten Läufer des Halbmarathons an mir vorbei. Nebenbei habe ich die ganze Zeit drei Bekannte getrackt, um zu sehen, wie die sich so schlagen. Die Abgabe war recht unkompliziert und ich schlenderte über die Hohenzollernbrücke gemütlich zum Startbereich in Deutz auf der anderen Rheinseite.
WhatsApp Image 2024-10-06 at 09.25.30.jpeg
Im Startbereich war es schon gut gefüllt, weshalb ich mich zügig in den ersten Startblock begab, um ein kurzes Aufwärmprogramm durchzuführen. Eigentlich bin ich nur 3-4 Minuten auf und ab gelaufen. Mehr war aufgrund der Fülle an Läufern ohnehin nicht drin. 10 Minuten vor dem Start gab es dann mein erstes Hydrogel mit Koffein und die Stimmung stieg immer weiter.
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Kilometer 1-12: Im Zwiespalt zwischen Strategie und Bauchgefühl
WhatsApp Image 2024-10-07 at 15.45.32.jpeg
Pünktlich um 10.30 fiel der Startschuss für den Marathon und die Läufer stürmten nach vorn. Da ich mit meiner angegebenen Zeit von 3.30 im ersten Startblock eher zu den langsameren Läufern zählte, zogen viele an mir vorbei. Ich versuchte mich in dieser Phase bewusst zu zügeln und an meine Strategie zu erinnern. Einfach jeden Kilometer in 5.05 Pace abspulen und die Herzfrequenz nicht über 160 schnellen lassen. Die Viererpace fühlte sich aber so geschmeidig an, dass ich zwischendurch immer wieder aufpassen musste nicht in den 4.40 Bereich zu kommen. Mein Blick war stetig auf die Uhr gerichtet. Selbst als ich die 160 HFQ antastete, fühlte sich alles gut an und ich hatte einfach das Selbstvertrauen, es durchziehen zu können. Somit war ich hin-und hergerissen und ließ mich einfach mit der Masse treiben. Ab Kilometer 7-8 hatte sich eine kleine Gruppe gebildet, die sich stellenweise kurz absprach, was sie erreichen wollten. Als die Aussage unter 3.30 fiel, konnte ich es erst nicht ganz glauben. Gefühlt waren wir noch moderat unterwegs, sodass ich mich der Gruppe einfach an die Fersen heftete. Als wir aus dem Kölner Süden wieder Richtung Innenstadt liefen, war die Gruppe auf einmal weit hinter mir und meine Pace nahm ohne es zu planen weiter zu. Ich ließ einfach laufen und ballerte voraus.

Kilometer 13-21: Genießen so lange man es noch kann
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Langsam erreichten wir nach einem Schlenker an der Universität vorbei wieder den Innenstadtbereich. Überall sah man Menschentrauben am Straßenrand und wurde lautstark angefeuert. Hier konnte ich fast das einzige Mal während des Laufs die Stimmung bewusst aufnehmen und genießen, da ich ansonsten wirklich komplett im Tunnel war. Ich gewann immer weiter an Selbstvertrauen und zog sogar noch ein Stück an. Das ganze Rennen über setzte ich mir Zwischenmarken. 15 km in dieser Zeit, Halbmarathon in neuer Bestzeit von unter 1.43. So war ich stets auf den neuen Abschnitt konzentriert und dachte nicht permanent bereits an das Ende, was mit großer Sicherheit Schmerzen bedeuten würde. Als ich dann mit 1.42.18 durch die Halbmarathonmarke kam und mich noch relativ stark fühlte, wurde ich mir langsam bewusst, dass dies ein ganz großer Tag werden könnte. Die Herzfrequenz war nun permanent über 160 und orientierte sich Richtung 170. Der einzige Punkt, der mich immer noch zweifeln ließ. Ich erwartete von Kilometer zu Kilometer plötzlich die Wand vor mir zu sehen, doch der Körper und Wille spielten noch absolut mit.

Kilometer 22-28: Festbeißen am Ziel
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Ich war in einem richtigen Flow-Zustand geraten. Mein Körper bewegte sich fast von allein und die Laufform fühlte sich wirklich geschmeidig an. Die Pace 4.40-4.50 war gut zu halten. Man muss sich bewusst machen, dass ich letzten Dezember in einem 10 km Rennen eine Durchschnittspace von 4.53 bei über 180 HFQ hatte. Was ein absurder Unterschied in nur 10 Monaten. Jetzt lief ich bereits über 25 Kilometer in einer Pace von knapp unter 4.50. Das sind ganz andere Dimensionen, die sich hier auftaten. Trotzdem wurde es langsam mühevoller und bei jedem Anstieg runzelte ich die Stirn. In der Vorbereitung war mein längster "Long Run" 22 km gewesen. Eigentlich nicht genug, um auf seine Muskeln auf den letzten 10-12 Kilometern der Königsdisziplin zu vertrauen ...

Kilometer 29-37: Der Kampf gegen den eigenen Körper
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Ab einem bestimmten Punkt im Marathon spürt man, das etwas in dir kippt. Die Natürlichkeit und der Zustand einer gewissen Berauschtheit an den eigenen Möglichkeiten und dem Erlebnis Wettkampf weichen einer schrecklichen Nüchternheit. Dir wird bewusst, dass deine Kräfte nicht unbegrenzt sind und dass du für die Euphorie bis dahin zahlen wirst. Es ist nur die Frage, wie viel es sein wird und wie groß deine Bereitschaft, dies zu ertragen und weiterzumachen. Dieser Punkt war bei mir die lange Gerade in den Kölner Norden nach Nippes auf der anderen Straßenseite sah ich bereits die Sub 2.30-3.00 Läufer zurückkommen. Ich fragte mich immer wieder, wie lange diese verdammte Gerade sein würde und mit jeden 100 Metern, die wir vorankamen, wurde mich schrecklich bewusst, dass ich all diese Meter wieder Richtung Innenstadt zurücklegen müsste. An der Kilometerpace kann man den inneren Kampf und das Schwanken gut ablesen. Auf einen Schwanker in knapp 5 Pace folgt ein Kilometer, in dem ich mich zusammenreißen und aufraffen kann. Mein Gesicht muss ab Kilometer 35 unglaublich schmerzverzerrt ausgesehen haben. Die Anfeuerungsrufe wandelten sich von "Super - das machst du locker" zu "Komm schon - halte durch - nicht aufgeben". Um mich herum hielten immer mehr Läufer an, lagen am Straßenrand oder humpelten vor sich hin. Ich sagte mir immer wieder mein Mantra auf - "alles - nur nicht anhalten und gehen!" Zuvor hatte ich mir wieder und wieder gesagt, dass ich nur bis Kilometer 36 den Schnitt halten muss, um unter 3.30 zu kommen. Ein Ziel, das bis gestern meilenweit weg und unerreichbar schien. Irgendwie schaffte ich es, nicht loszulassen und zu brechen.

Kilometer 38-42.2: Einfach nur ins Ziel retten
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Ab diesem Punkt ging es einfach nicht mehr. Jeder Muskel unterhalb meiner Hüfte weigerte sich weiterzumachen. Mein ganzer Körper wirkte steif und leer. Ich hatte die Strategie alle 5 Kilometer ein Gel zu nehmen ab Kilometer 34 über Bord geworfen. Ich brauchte jede Energiezufuhr, die mir möglich war, jetzt und sofort. Ich schloss stellenweise die Augen und trottete mit aller Energie voran, die mir noch übrig blieb. Ein Zuschauer ist bei Kilometer 39 aus der Menge getreten und hat mich und zwei weitere Läufer dazu aufgerufen, ihm die letzten drei Kilometer in 13 Minuten zu folgen und für uns Pace zu machen. Wie gern hätte ich dieses Angebot angenommen, aber anders als in Bonn konnte ich keinen langen Schlussspurt nach dem Einbruch mehr leisten. Sogar die Verpflegungsstation 1,2 km vor dem Ziel am Heumarkt habe ich noch mitgenommen. Als ich den roten Teppich am Dom erreichte und die Zeittafel 3.28 zeigte, nahm ich nochmal alles zusammen und lief die letzten 600 m in 4.38 Pace ins Ziel. Dort fiel alles von mir ab und ich wurde mir bewusst, dass ich es tatsächlich geschafft hatte. Nachdem ich realisiert hatte, dass ich mein Ziel für Valencia bereits vollends hinter mir gelassen hatte, kam allerdings die Frage auf, was jetzt.
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Zotto hat geschrieben: zum Beitrag navigieren7. Okt 2024, 16:39 Köln Marathon 2024: Totgesagte leben länger und rennen Sub 3.30

Bildschirmfoto 2024-10-07 um 15.11.52.png

An dieser Stelle folgt erstmal der gewohnte und gewünschte Race-Report zum Marathon-Event des Jahres in der Stadt der brüderlichen Liebe am Rhein. Glücklicherweise war ich bereits am Vortag angereist und konnte es mir nach den elenden Wirren der Startnummernausgabe im Hotelbett gemütlich machen. Obwohl ich bereits um 14 Uhr einchecken und Richtung Marathon Expo aufbrechen konnte, wurde die Zeit hintenraus etwas knapp. Die Kölner Stadtbahn bewies eine ähnliche Zuverlässigkeit wie die allseits geschätzte Bundesbahn. Nachdem drei Takte komplett ausgefallen waren, sammelten sich natürlich immer mehr Fahrgäste und man konnte sich nach 30 minütiger Wartezeit gemeinsam für 40 Minuten Fahrt eng aneinander kuscheln. Auf dem Rückweg nochmal genau der gleiche Spaß. Habe an dem Tag immerhin 12k Schritte gesammelt. Die Expo war relativ unspektakulär - hoffe da erlebe ich in Valencia mal etwas mehr Angebot. Eigentlich hatte ich auch alles bereits und bin daher schnell wieder abgezogen. Als Abendessen dann eine thailändische Nudelsuppe und reichlich Sushi geladen. Im Hotel gab es sogar noch drei Kinder Maxi King. Der Körper strotzte nur so vor überschüssiger Energie! :guenni: Zufrieden eingeschlafen und morgens bei bestem Marathon-Wetter (10 Grad und ein steter Wechsel zwischen Sonne und Wolken) aufgewacht. Gefrühstückt wurde neben zwei großen Kaffee, die den Stuhlgang einleiten sollten, Croissants mit Marmelade sowie eine Banane. Klingt minimalistisch, ist allerdings gut erprobt. Bin dann Richtung Dom marschiert und habe mich in einen Zug aus unzähligen Läufern eingereiht, die alle ihre Kleiderbeutel abgeben wollten. Auf dem Weg kamen schon die ersten Läufer des Halbmarathons an mir vorbei. Nebenbei habe ich die ganze Zeit drei Bekannte getrackt, um zu sehen, wie die sich so schlagen. Die Abgabe war recht unkompliziert und ich schlenderte über die Hohenzollernbrücke gemütlich zum Startbereich in Deutz auf der anderen Rheinseite.

WhatsApp Image 2024-10-06 at 09.25.30.jpeg

Im Startbereich war es schon gut gefüllt, weshalb ich mich zügig in den ersten Startblock begab, um ein kurzes Aufwärmprogramm durchzuführen. Eigentlich bin ich nur 3-4 Minuten auf und ab gelaufen. Mehr war aufgrund der Fülle an Läufern ohnehin nicht drin. 10 Minuten vor dem Start gab es dann mein erstes Hydrogel mit Koffein und die Stimmung stieg immer weiter.

WhatsApp Image 2024-10-06 at 14.10.28.jpeg

WhatsApp Image 2024-10-06 at 14.10.28 (2).jpeg


Kilometer 1-12: Im Zwiespalt zwischen Strategie und Bauchgefühl
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Pünktlich um 10.30 fiel der Startschuss für den Marathon und die Läufer stürmten nach vorn. Da ich mit meiner angegebenen Zeit von 3.30 im ersten Startblock eher zu den langsameren Läufern zählte, zogen viele an mir vorbei. Ich versuchte mich in dieser Phase bewusst zu zügeln und an meine Strategie zu erinnern. Einfach jeden Kilometer in 5.05 Pace abspulen und die Herzfrequenz nicht über 160 schnellen lassen. Die Viererpace fühlte sich aber so geschmeidig an, dass ich zwischendurch immer wieder aufpassen musste nicht in den 4.40 Bereich zu kommen. Mein Blick war stetig auf die Uhr gerichtet. Selbst als ich die 160 HFQ antastete, fühlte sich alles gut an und ich hatte einfach das Selbstvertrauen, es durchziehen zu können. Somit war ich hin-und hergerissen und ließ mich einfach mit der Masse treiben. Ab Kilometer 7-8 hatte sich eine kleine Gruppe gebildet, die sich stellenweise kurz absprach, was sie erreichen wollten. Als die Aussage unter 3.30 fiel, konnte ich es erst nicht ganz glauben. Gefühlt waren wir noch moderat unterwegs, sodass ich mich der Gruppe einfach an die Fersen heftete. Als wir aus dem Kölner Süden wieder Richtung Innenstadt liefen, war die Gruppe auf einmal weit hinter mir und meine Pace nahm ohne es zu planen weiter zu. Ich ließ einfach laufen und ballerte voraus.

Kilometer 13-21: Genießen so lange man es noch kann
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Langsam erreichten wir nach einem Schlenker an der Universität vorbei wieder den Innenstadtbereich. Überall sah man Menschentrauben am Straßenrand und wurde lautstark angefeuert. Hier konnte ich fast das einzige Mal während des Laufs die Stimmung bewusst aufnehmen und genießen, da ich ansonsten wirklich komplett im Tunnel war. Ich gewann immer weiter an Selbstvertrauen und zog sogar noch ein Stück an. Das ganze Rennen über setzte ich mir Zwischenmarken. 15 km in dieser Zeit, Halbmarathon in neuer Bestzeit von unter 1.43. So war ich stets auf den neuen Abschnitt konzentriert und dachte nicht permanent bereits an das Ende, was mit großer Sicherheit Schmerzen bedeuten würde. Als ich dann mit 1.42.18 durch die Halbmarathonmarke kam und mich noch relativ stark fühlte, wurde ich mir langsam bewusst, dass dies ein ganz großer Tag werden könnte. Die Herzfrequenz war nun permanent über 160 und orientierte sich Richtung 170. Der einzige Punkt, der mich immer noch zweifeln ließ. Ich erwartete von Kilometer zu Kilometer plötzlich die Wand vor mir zu sehen, doch der Körper und Wille spielten noch absolut mit.

Kilometer 22-28: Festbeißen am Ziel
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Ich war in einem richtigen Flow-Zustand geraten. Mein Körper bewegte sich fast von allein und die Laufform fühlte sich wirklich geschmeidig an. Die Pace 4.40-4.50 war gut zu halten. Man muss sich bewusst machen, dass ich letzten Dezember in einem 10 km Rennen eine Durchschnittspace von 4.53 bei über 180 HFQ hatte. Was ein absurder Unterschied in nur 10 Monaten. Jetzt lief ich bereits über 25 Kilometer in einer Pace von knapp unter 4.50. Das sind ganz andere Dimensionen, die sich hier auftaten. Trotzdem wurde es langsam mühevoller und bei jedem Anstieg runzelte ich die Stirn. In der Vorbereitung war mein längster "Long Run" 22 km gewesen. Eigentlich nicht genug, um auf seine Muskeln auf den letzten 10-12 Kilometern der Königsdisziplin zu vertrauen ...

Kilometer 29-37: Der Kampf gegen den eigenen Körper
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Ab einem bestimmten Punkt im Marathon spürt man, das etwas in dir kippt. Die Natürlichkeit und der Zustand einer gewissen Berauschtheit an den eigenen Möglichkeiten und dem Erlebnis Wettkampf weichen einer schrecklichen Nüchternheit. Dir wird bewusst, dass deine Kräfte nicht unbegrenzt sind und dass du für die Euphorie bis dahin zahlen wirst. Es ist nur die Frage, wie viel es sein wird und wie groß deine Bereitschaft, dies zu ertragen und weiterzumachen. Dieser Punkt war bei mir die lange Gerade in den Kölner Norden nach Nippes auf der anderen Straßenseite sah ich bereits die Sub 2.30-3.00 Läufer zurückkommen. Ich fragte mich immer wieder, wie lange diese verdammte Gerade sein würde und mit jeden 100 Metern, die wir vorankamen, wurde mich schrecklich bewusst, dass ich all diese Meter wieder Richtung Innenstadt zurücklegen müsste. An der Kilometerpace kann man den inneren Kampf und das Schwanken gut ablesen. Auf einen Schwanker in knapp 5 Pace folgt ein Kilometer, in dem ich mich zusammenreißen und aufraffen kann. Mein Gesicht muss ab Kilometer 35 unglaublich schmerzverzerrt ausgesehen haben. Die Anfeuerungsrufe wandelten sich von "Super - das machst du locker" zu "Komm schon - halte durch - nicht aufgeben". Um mich herum hielten immer mehr Läufer an, lagen am Straßenrand oder humpelten vor sich hin. Ich sagte mir immer wieder mein Mantra auf - "alles - nur nicht anhalten und gehen!" Zuvor hatte ich mir wieder und wieder gesagt, dass ich nur bis Kilometer 36 den Schnitt halten muss, um unter 3.30 zu kommen. Ein Ziel, das bis gestern meilenweit weg und unerreichbar schien. Irgendwie schaffte ich es, nicht loszulassen und zu brechen.

Kilometer 38-42.2: Einfach nur ins Ziel retten
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Ab diesem Punkt ging es einfach nicht mehr. Jeder Muskel unterhalb meiner Hüfte weigerte sich weiterzumachen. Mein ganzer Körper wirkte steif und leer. Ich hatte die Strategie alle 5 Kilometer ein Gel zu nehmen ab Kilometer 34 über Bord geworfen. Ich brauchte jede Energiezufuhr, die mir möglich war, jetzt und sofort. Ich schloss stellenweise die Augen und trottete mit aller Energie voran, die mir noch übrig blieb. Ein Zuschauer ist bei Kilometer 39 aus der Menge getreten und hat mich und zwei weitere Läufer dazu aufgerufen, ihm die letzten drei Kilometer in 13 Minuten zu folgen und für uns Pace zu machen. Wie gern hätte ich dieses Angebot angenommen, aber anders als in Bonn konnte ich keinen langen Schlussspurt nach dem Einbruch mehr leisten. Sogar die Verpflegungsstation 1,2 km vor dem Ziel am Heumarkt habe ich noch mitgenommen. Als ich den roten Teppich am Dom erreichte und die Zeittafel 3.28 zeigte, nahm ich nochmal alles zusammen und lief die letzten 600 m in 4.38 Pace ins Ziel. Dort fiel alles von mir ab und ich wurde mir bewusst, dass ich es tatsächlich geschafft hatte. Nachdem ich realisiert hatte, dass ich mein Ziel für Valencia bereits vollends hinter mir gelassen hatte, kam allerdings die Frage auf, was jetzt.
Wirklich schöner Bericht! Ich stand vermutlich gar nicht so weit entfernt von dir auch im Block. Ich bin aber nur in der Staffel als Begleitung/Guide für jemanden mit Handicap gelaufen.

Respekt für die Leistung!
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Was ein schöner, informativer, in die Situation hineinziehender Bericht, Dank dafür :up:
Leucko
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Für @höfer pepcorn
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Toller, mitreißender Bericht. :thumbup: :respekt:
genetiKK hat geschrieben: zum Beitrag navigieren23. Sep 2024, 22:22 Wäre ich Kanzler wäre meine erste Amtshandlung die Respektschelle als straffrei einzuführen. Hat noch niemanden geschadet, erst Recht in der heutigen Gesellschaft nicht.
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Re: Vollgas in Valencia - Sub 3.20 Marathon an der Costa Blanca?

Leucko hat geschrieben: zum Beitrag navigieren7. Okt 2024, 19:38 Für @höfer pepcorn
Das ist der Marathon-LIFESTYLE :-) :up: war da um 16.30 auch noch kurz und habe die letzten angefeuert. Schon krass, alles um einen herum wird abgebaut und man läuft/geht stoisch weiter :)
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