Mal so ein kurzer Zwischenstand aus meinem Pauken der Studie:Buck hat geschrieben: zum Beitrag navigieren12. Jan 2025, 17:58
Finde ich ein eher überraschendes Ergebnis. Meiner Erfahrung nach passiert in 10 Tagen ohne Training eigentlich nichts, außer dass ich danach wirklich erholt und komplett frisch ins Training gehe. Habe da jedenfalls keine oder kaum Krafteinbußen. Dass man in 10 Tagen ohne Training die hälfter Gains der letzten 3 Monate verlieren soll, überrascht mich... Auch wenn vielleicht "untrained" das Stichwort ist
1. Wenn die Grafik wirklich 1 zu 1 die Realität widerspiegeln würde, könnten Brosplits gar nicht funktionieren, weil die Atrophie annähernd so groß wäre, wie der Anstieg an Faserquerschnitt zwischen T30 und T90, also satten 60 Tagen und damit deutlich mehr als eine Woche, die bei einem solchen zwischen den einzelnen Trainingseinheiten lägen. Und ja, Beardsley glaubt das ja sogar wirklich, wobei man kein Trainingswissenschaftler sein muss um zu wissen, dass das nicht stimmen kann. Es reicht gesunder Menschenverstand.
2. Auch interessant: Wenn man sich den Verlauf in Sachen Faserquerschnitt anschaut, dann sackt dieser von D3 (wo er komischerweise deutlich höher ist als direkt nach T90) erstmal deutlich ab, um nach D30 wieder anzusteigen (!). Also gute Nachrichten, Jungs, wenn ihr aufhört zu trainieren, verliert ihr zwar erstmal deutlich an Muskulatur, aber danach steigt diese von allein wieder an, lol. Da kann also irgendwas nicht stimmen. Vermutlich liegt der starke Absturz daran, dass die Werte bei T90 und D3 nicht wirklich nur aufgebauter Muskelmasse entsprechen, sondern hier anderes die Werte verzerrt, z.B. Wasser oder Glykogen. Die Autoren vermuten auch selbst, dass hier Muskelschäden im Spiel sind und schreiben "Der allmähliche Rückgang der Satellitenzellenzahl während der Phase ohne Training könnte darauf hinweisen, dass das Widerstandstraining geringfügige Myofasernschäden verursacht hat (Nekrose ist auf lichtmikroskopischer Ebene nicht erkennbar)"
3. Beardsley hat wohl auch bewusst nur den Faserquerschnitt verwendet für sein Schaubild, weil alle anderen Marker (Satellitenzellen, Myonuklei) fast konstant blieben. Bei dem Querschnitt der Myonuklei gibt es zwar auch erst einen Abfall bis D30, aber auch hier gibt es anschließend einen Rebound, der dazu führt, dass der Wert bei D60 wieder genauso hoch ist wie bei D10 und höher als bei T 30. Das würde bedeuten, dass die Atrophie nach 60 Tagen auch dem Aufbau von 60 Zagen entspricht, und nicht erheblich schneller. Man sollte doch davon ausgehen, dass Atrophie bei längerer Trainingspause mindestens linear verläuft, wenn nicht sogar beschleunigt wird, aber egal welchen Wert man nimmt, also auch den Faserquerschnitt, stellt es sich so dar, dass Atrophie schnell beginnt und dann abflacht. Das passt nicht zu Beardsleys Interpretation.
4. Die Autoren selbst sagen auch niemals, dass hier wirkliche Atrophie nachgewiesen wurde, sondern sprechen ausschließlich von der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Zellen und Muskelfasern. Wäre mal interessant zu hören, wie die diese Deutung beurteilen.
5. Beardsley's Theorie, die er mehrfach in den Kommentaren geäußert hat, dass Atrophie bei Fortgeschrittenen sogar noch schneller auftreten würde, halte ich für Seeeeehr gewagt. Das deckt sich einfach nicht mit Erfahrungen aus der Praxis, auch wenn diese nur anekdotisch sind (Studien dazu hat er ja auch selbst nicht, weil es keine gibt).
Wenn ich was übersehen habe, helft mir bitte auf die Sprünge aber Stand jetzt bin ich mindestens skeptisch. Dass Muskelatrophie stattfindet, steht natürlich außer Frage, aber was die Geschwindigkeit angeht, scheint mir Beardsleys Interpretation sehr fraglich.
Hier die Studie:https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC1665027/