Ukraine Konflikt

[Skagerath]

Um die Zahlen mal ins Bild zu rücken... der Krieg in Afghanistan von 1979-89 hat zu folgenden sowjetischen Verlusten geführt

- 14.453 Soldaten gefallen
- 53.753 Soldaten verwundet
- 311 Soldaten vermisst

Sprich in knapp über 1 Jahr Ukrainekrieg sind wohl rund 10 mal so viele russische Soldaten in der Ukraine gefallen oder verwundet worden.

Kann jetzt jeder für sich selbst entscheiden wie er das werten will.

[St0ckf15h]

Tja, die USA haben aber ihre Streitkräfte für weitere Konfrontationen abrufbereit während große Teile der russischen Armee in der Ukraine zerstört wurden.

Isn Unterschied, finde ich

[Eric]

Sollten wir nicht so langsam zum ursprünglichen Thema zurückkehren?

[Gurkenplatzer]

Dass es eine euopäische Supermacht gäbe habe ich nicht behauptet.

Die USA laufen seit den 90ern halt ohne Konkurrenz vorne weg, evtl. wird China bis 2040 aufholen (vorausgesetzt, die gehen nicht gleichermaßen an Korruption zugrunde wie das neue Zarenreich).

Aber nach alldem, was man bisher gesehen hat, könnte wohl auch der europäische Teil der NATO Russland in einem konventionellen Konflikt easy in Schach halten

Meinst du mit den USA die Supermacht, die zuletzt gegen die Taliban (Ein paar Ziegenhirten mit Aks) verlohren hat? Oder die Supermacht die den Vietnamkrieg verlohren hat? Oder so ziemlich jeden anderen Krieg den sie so geführt haben? Oder meintest du eine andere USA?

Die USA hat gegen die Taliban nicht verloren, sondern sich lediglich geordnet zurückgezogen und ein macht Vakuum zurückgelassen.
Der Vietnamkrieg wurde aufgrund fehlender Popularität beendet, durch Abzug wurde der Norden eben siegreich.
WW2, Korea, Golfkrieg zweite und dritte Version: blue on Red, konventioneller Krieg...hier sieht die Bilanz deutlich besser aus.

Und jetzt Mal die große Trommelwirbel Frage: nenne einen konventionellen Krieg, indem eine Streitmacht mit Sowjet Doktrin erfolgreich war. Es gibt keinen. Red on Red wurde immer durch Übermacht gewonnen.

Und abgesehen davon: Russland schafft eine exzellente Logistik auf strategischer Ebene, das Konzept ist genial. Verlangt allerdings riesen Vorräte und verlässt sich auf Schienen. Auf Einheitsebene ist sie beschissen. Kleptokratie in den Rängen, kein gutes Unteroffizierkorps sind Dinge, die man nicht "Mal eben so" ausmerzt.

[Skagerath]

Es finden wohl zur Stunde erbitterte Gefechte in und um Awdijiwka statt.

https://www.tagesspiegel.de/internation ... 37389.html

"Russen versuchen eine Einkreisung: Awdijiwka droht „zum zweiten Bachmut zu werden“
Nur 50 Kilometer südwestlich von der heftig umkämpften Stadt Bachmut bahnt sich eine weitere erbitterte Schlacht an. Awdijiwka liegt seit bereits neun Jahren an der Frontlinie.

Russische Truppen versuchen „ständig“, Awdijiwka im Osten der Ukraine einzukesseln. Die Frontstadt könnte „in naher Zukunft zum zweiten Bachmut werden“, sagte Oberst Oleksii Dmytrashkivskyi, Pressesprecher der südlichen Streitkräfte, am Montag im ukrainischen Fernsehen.

Die russischen Angriffe an der Frontlinie nahe der Regionalhauptstadt Donezk seien jedoch „typisch und vorhersehbar“, sagte der Sprecher weiter. „Die russischen Streitkräfte greifen von denselben Waldanpflanzungen aus an.“

Über das Wochenende hätten die Russen zudem „die letzten Reserven eingesetzt, die sie haben“. Unklar ist, wie viel Reserven die Russen tatsächlich noch an die Front in Awdijiwka schicken können. Allein am Sonntag habe „der Feind etwa drei Kompanien verloren“, sagte Dmytrashkivskyi. Laut der Denkfabrik „GlobalSecurity.org“ besteht eine russische Kompanie aus 130 bis 150 Personen.

Dennoch hätten die russischen Streitkräfte in den letzten drei Wochen „schleichende Geländegewinne“ rund um die Stadt erzielt, teilte das britische Verteidigungsministerium ebenfalls am Montag mit."


Darüber hinaus wird auch dort von erheblichen russischen Verlusten berichtet

"Mobilisierte russische Soldaten, die an diesem Frontabschnitt eingesetzt sind, würden sich bei ihren Familien über die schlechten Bedingungen beschweren, schreibt das ISW. Eine Gruppe Soldaten aus dem Gebiet Sankt Petersburg beklagt hohe Verluste, wie der Twitteraccount „wartranslated“ berichtet."

"Die Soldaten behaupten, 70 Prozent ihrer Kameraden verloren zu haben, nachdem sie den Befehl zu Erstürmung von Awdijiwka erhalten hätten. Dabei seien sie nur mit Sturmgewehren bewaffnet gewesen. „Einige wurden verwundet und einige getötet“, schreibt das unabhängige russische Nachrichtenportal „Sota“."

"Die sibirische Niederlassung von „Radio Liberty“ berichtete vergangene Woche zudem über einen Freund eines mobilisierten Soldaten, dessen Bataillon bei der versuchten Erstürmung von Awdijiwka 298 seiner 300 Soldaten verloren haben soll. Ein weiterer Soldat habe seiner Familie mitgeteilt, dass er sich weigere, weiter in Awdijiwka zu kämpfen, nachdem er unvorbereitet in den Kampf geschickt worden sei."

[Gurkenplatzer]

Hier wieder zweifelsohne die klassische russische Taktik:

Umkreisen und zerschlagen. Wenn das nicht klappt, manpower drauf.

[Skagerath]

Das klingt ja auf Papier auch bestechend "überwältigend"... aber halt auch eben nur auf dem Papier.

Da werden weiter und weiter frische und immer unerfahrenere Truppen herangeführt um in Bachmut, Vuhledar oder eben Awdijiwka aufgerieben zu werden.

Es werden zu großen Teilen offensichtlich frisch ausgehobene unzureichend ausgebildete und mangelhaft ausgestattet Soldaten in eine apokalyptische Trümmerlandschaft geschickt um dort getötet oder verwundet zu werden.. damit irgend ein Oberst 2 Straßenzüge Raumgewinn an Moskau melden kann.

Das ist schon bitter.. aber wie Gurkenplatzer schon sagte.. klassische russische/sowjetische Taktik

[Gurkenplatzer]

Wir sollten hier allerdings die Zeit nicht außer acht lassen. Die spielt leider für Russland.
Jeden Monat werden rund 20 neue t90 gebaut und die Wirtschaft in Russland modernisiert Equipment in Rekordzeit. Gleichzeitig werden Massen nachgeschoben.
Die Ukraine Produktionsstätten (Lies: wir) können den Output nicht liefern.
Und ab einem Zeitpunkt x ist Qualität Quantität zu Recht unterlegen. Dann sind 3 Mann ein gutes Ziel und ein Mann Munitionsverschwendung.
Hier spielt die Zeit ganz klar Russland in die Karten.
Ebenso was das westliche Interesse angeht. Und ich vermute die us Wahl wird manipuliert werden (Stichwort Krieg in allen Dimensionen).

[Skagerath]

Ich glaube daran das die russische Rüstungsindustrie (Uralwagonsawod) unter regulären Bedingungen tatsächlich in der Lage ist 20 fabrikneue T-90 vom Band laufen zu lassen, aber ich zweifele im Moment daran das dies tatsächlich der Realität entspricht zumindest nicht in Vollausstattung.

Aber die Zeit spielt tatsächlich eher dem Kreml in die Hände sofern er es nach vor schafft weiterhin an junge Männer an die Front zu werfen ohne das sich in der Bevölkerung merklicher Widerstand regt. Das wir auch nach wie vor recht gut damit gelöst das nach wie vor wohl Großstädte wie St.Petersburg oder Moskau vergleichsweise wenige Männer abstellen sondern weiterhin andere ländlichere Regionen. Wie lange das aber noch möglich sein wird bleibt offen.

Ich bin gespannt darauf wo die Gegenoffensive der Ukraine tatsächlich ansetzen wird.. ich gehe von mehreren Stellen gleichzeitig aus wobei allerdings der Hauptangriff sicherlich in Richtung Asowsches Meer gehen wird um den Landkorridor zwischen der Krim um den Donbass zu unterbrechen.

Allerdings sprechen wir da in dem Fall von rund 77km von Vuhledar bis Mariupol oder zb von 101km von Novopkrovka bis Berdiansk.. das sind enorme Distanzen die erobert und gehalten werden müssten.

Anbei ich befürchte ebenfalls ein Nachlassen der westlichen Unterstützung und das nicht nur in den USA

[Promthi82]

Dazu auch ganz interessant:

https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... zSCsPvZJrx

Zu dem angeblich produzierten t90 Panzern muss man wohl erwähnen, dass Optik, feuerleitsysteme usw. Nicht dem normalen Niveau entsprechen da hierfür wichtige Komponenten nicht zur Verfügung stehen.

Rheinmetall kündigte übrigens ja an, dass genügend fertigungskapazitäten für Munition bereitstünden sofern der politische Wille da ist. Der ceo ist n harter Hund tatsächlich.

[ConanTheCanon]

Also ist Russland, das im übrigen in Afghanistan auch kläglich gescheitert ist, die alleinige Supermacht auf diesem Planeten?

Natürlich nicht, es sind die Amis, Russland und China.

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es auch für Supermächte mit konventioneller Kriegsführung ohne Atomwaffen schwierig ist ein ganzes Land zu unterwerfen. Und schon gar nicht ein Land so gross wie die Ukraine, die dazu noch von der ganzen Nato aufmunitioniert und unterstütz wird.

[Skagerath]

sehr interessantes und aufschlussreiches Video zum Thema russischer Kampfpanzerproduktion bzw Instandsetzung von Reserven



Das Fazit ist wohl sogar etwas pessimistischer als meine eigene Einschätzung.

[Skagerath]

Also ist Russland, das im übrigen in Afghanistan auch kläglich gescheitert ist, die alleinige Supermacht auf diesem Planeten?

Natürlich nicht, es sind die Amis, Russland und China.

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es auch für Supermächte mit konventioneller Kriegsführung ohne Atomwaffen schwierig ist ein ganzes Land zu unterwerfen. Und schon gar nicht ein Land so gross wie die Ukraine, die dazu noch von der ganzen Nato aufmunitioniert und unterstütz wird.

Wie definierst du eigentlich eine "Supermacht" ?

Kopfstärke der Armee ?
Anzahl von Panzer, Flugzeugen, Kriegsschiffen ?
Anzahl an intelligenten HighTec-Waffen ?

[St0ckf15h]

Also ist Russland, das im übrigen in Afghanistan auch kläglich gescheitert ist, die alleinige Supermacht auf diesem Planeten?

Natürlich nicht, es sind die Amis, Russland und China.

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es auch für Supermächte mit konventioneller Kriegsführung ohne Atomwaffen schwierig ist ein ganzes Land zu unterwerfen. Und schon gar nicht ein Land so gross wie die Ukraine, die dazu noch von der ganzen Nato aufmunitioniert und unterstütz wird.

Wenn du das so siehst, dann ist Arnie halt auch immer noch Mr. O - Russland hat seine besten Zeiten lange hinter sich, seit letztem Jahr nochmal besonders

[St0ckf15h]

Wir sollten hier allerdings die Zeit nicht außer acht lassen. Die spielt leider für Russland.
Jeden Monat werden rund 20 neue t90 gebaut und die Wirtschaft in Russland modernisiert Equipment in Rekordzeit. Gleichzeitig werden Massen nachgeschoben.
Die Ukraine Produktionsstätten (Lies: wir) können den Output nicht liefern.

Ganz ehrlich, das glaube ich nicht. Russland hat ein BiP welches nicht mal der Hälfte dessen von Deutschland entspricht, die verbrauchen hier hauptsächlich Lagerbestände und haben gar nicht die Kapazitäten in der Rüstungsindustrie, wie sie uns gerne glauben machen würden - sonst wären ja Produkte wie der Armata nicht nur auf dem Papier bzw. in kleinen Stückzahlen präsent.

Und selbst wenn sie 20 Panzer im Monat schaffen sollten, bisher haben sie (je nach Quelle) zwischen 150 und 300 Stück im Monat verloren, das kann schlussendlich halt auch nur das Ausbluten verzögern, nicht verhindern.

Falls der Support aufrecht erhalten wird, dann wird irgendwann auch für Russland der Punkt erreicht sein, ab dem ein Fortführen des Krieges nicht nur unrentabel wird, sondern absolut katastrophale Folgen haben wird.